Fr, 11.08.2023 , 08:00 Uhr

Über 300 Schleuser allein dieses Jahr verhaftet

Sachsen - „Versuchen zu flüchten, egal um welchen Preis" - Bundespolizei warnt vor neuer Schleuser-Skrupellosigkeit

Sachsen - Neue, gefährliche Schleuser-Taktik: Sie rammen Polizeifahrzeuge, springen aus fahrenden Autos und lassen Migranten zurück. Die Bundespolizeidirektion Pirna berichtet im Sachsen Fernsehen-Interview von steigender krimineller Energie und einem alarmierenden Anstieg unerlaubter Einreisen.

"Früher gab es vereinzelt Versuche, sich einer Polizeikontrolle zu entziehen. Wenn das Blaulicht angegangen ist, haben die Schleuser meist angehalten. Doch jetzt versuchen sie zu flüchten, egal um welchen Preis. Es wird oft versucht durchzubrechen. Dabei werden teilweise sogar Polizeifahrzeuge gerammt."

berichtet Marcel Pretzsch, Sprecher der Bundespolizeidirektion Pirna, gegenüber Sachsen Fernsehen.

"Dass die Schleuser mit dieser hohen kriminellen Energie versuchen zu entkommen, das ist ein neues Phänomen. Teilweise springen sie auch aus dem noch fahrenden Fahrzeug und überlassen die Migranten ihrem Schicksal", so Pretzsch.

Dieses Phänomen bereitet den Beamten große Sorgen: 

"In solchen Situationen gilt es für unsere Beamten in Sekunden den Strafverfolgungsanspruch und die Eigen- und Fremdgefährdung abzuwägen."

Diese skrupellose Vorgehensweise stellt nicht nur eine erhebliche Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer dar, sondern auch für die Migranten im Fahrzeug. Oft werden sie ohne Fenster und ohne Sitzplätze transportiert- eine potenziell tödliche Gefahr! Erst Mitte Juli fuhr ein Transporter bei einer Verfolgungsfahrt mit der Bundespolizei eine Böschung hinauf, durchbrach einen Wildzaun und überschlug sich. Ein Flüchtling starb bei dem Unfall, sieben weitere wurden teils schwer verletzt. 

Die Statistiken der Bundespolizei zeichnen ein alarmierendes Bild: In der ersten Jahreshälfte 2023 wurden insgesamt 310 Schleuser entlang der deutschen, tschechischen und polnischen Grenzen gefasst und vorläufig festgenommen. Davon wurden 141 Schleuser an der tschechischen Grenze und 127 an der polnischen Grenze aufgegriffen. Das ergibt eine Differenz von 42 Schleusern, die an anderen Orten beziehungsweise durch die Ermittlungen im Nachgang festgenommen wurden.Die Nationalitäten der Geschleusten variieren, wobei Syrer den Großteil ausmachen, gefolgt von Afghanen und Türken. Bei den Schleusern handelt es sich oft um Ukrainer, aber auch um Tschechen, Usbeken und Syrer.Im ersten Halbjahr wurden in ganz Mitteldeutschland 10.425 unerlaubte Einreisen registriert - ein signifikanter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, in dem nur 4.183 gemeldet wurden.