Sachsen - Das Genderverbot an Schulen sorgt für Aufsehen und Kritik. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Sachsen hat Kultusminister Christian Piwarz (CDU) dafür mit einem Negativpreis bedacht.
Der sogenannte "Un-Gleichstellungspreis", der erstmals verliehen wurde, richtet sich gegen Personen oder Institutionen, die nach Ansicht des DGB die Gleichstellung behindern und Diskriminierung fördern.
Hintergrund der Auszeichnung ist die Regelung an sächsischen Schulen, die die Verwendung von Gendersternchen oder Binnen-Is in schriftlichen Arbeiten als Rechtschreibfehler bewertet. Das Kultusministerium stützt sich dabei auf das Regelwerk des Rats für deutsche Rechtschreibung. Diese Entscheidung stößt auf scharfe Kritik seitens der Gewerkschaften, insbesondere der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
"Das Genderverbot an sächsischen Schulen ist ein fatales Signal", betont Claudia Maaß, stellvertretende Vorsitzende der GEW in Sachsen. Sie sieht darin nicht nur eine Bestrafung einer bestimmten Haltung, sondern auch einen unnötigen Schritt, der die Gleichstellung der Geschlechter erschwert.
Minister Piwarz verteidigt die Entscheidung. In einer Stellungnahme argumentierte er, dass Sprache klar, verständlich und geschlechtersensibel sein müsse – jedoch ohne den Einsatz spezieller Genderzeichen, die er als "nicht alltagstauglich" und hinderlich für das Erlernen der deutschen Sprache bezeichnet. "Wer Genderzeichen verwendet, baut zusätzliche sprachliche Hürden auf", so Piwarz.
Der Minister zeigt sich irritiert über die Verleihung des Negativpreises:
"Dass ein Kultusminister einen Negativpreis bekommt, weil er auf die Einhaltung von Rechtschreibregeln pocht, spricht Bände über die Beweggründe der Auszeichnenden und weniger über den Ausgezeichneten."
Der Preis, der dieses Jahr zum ersten Mal vergeben wurde, wurde von einer Jury aus Vertreterinnen der DGB-Gewerkschaften bestimmt. Insgesamt gab es 20 Vorschläge für mögliche Preisträger. Die Debatte um das Genderverbot an Schulen verdeutlicht die tiefen Gräben in der Diskussion um geschlechtergerechte Sprache und die unterschiedlichen Ansichten darüber, wie Gleichstellung in der Sprache umgesetzt werden sollte. (dpa)