Sachsen - Nach dem Scheitern der allgemeinen Impfpflicht spricht sich der Chef der Diakonie Sachsen für eine Neubewertung der Impfpflicht in Pflege und Medizin aus.
«Bei allen Gründen, die für eine einrichtungsbezogene Impfpflicht sprechen, muss auch bewertet und beachtet werden, dass es jetzt an dieser Stelle ein Gerechtigkeitsproblem gibt», sagte Dietrich Bauer am Sonntag vor der Synode der Evangelischen Landeskirche. Eine Pflegekraft, für die es eine Impfpflicht gibt, pflege nun unter Umständen Menschen, die sich nicht impfen lassen müssen.
Die Diakonie habe in der Vergangenheit nichts unversucht gelassen, um die Impfbereitschaft bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu erhöhen. Dennoch habe die Einführung
der einrichtungsbezogenen Impfpflicht die Situation «mancherorts sehr verschärft», sagte Bauer. In den allermeisten Fällen sei es aber gelungen, «konstruktive Wege aus diesem Dilemma» zu finden.
Seit Mitte März müssen Beschäftigte in der Pflege und im medizinischen Bereich nachweisen, dass sie gegen das Coronavirus geimpft oder genesen sind. Ansonsten dürfen sie nicht mehr in den betroffenen Einrichtungen arbeiten - zumindest theoretisch. Die Gesundheitsämter müssen nämlich zugleich auch die Versorgungssicherheit im Blick behalten. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht gilt bis 31. Dezember diesen Jahres.
Diakonie-Chef Bauer hält in der jetzigen Lage eine Konzentration auf die Versorgungssicherheit für die pragmatischste Lösung. Die Gesundheitsämter könnten statt Betretungsverboten für ungeimpftes Personal auch Auflagen wie tägliche Tests oder Schutzkleidung verhängen, betonte Bauer. «Die Pandemie ist sicher gerade für Pflegende keine Privatsache. Aber die Versorgung hilfebedürftiger Menschen ist es eben auch nicht.» (dpa/sn)