Dresden - Mit der Adventszeit rücken in vielen Wohnungen wieder die Kerzen in den Mittelpunkt. Und auch im Jahreslauf haben sie ihren festen Platz, vor allem bei kirchlichen Festen, wie hier in der Dresdner Frauenkirche. So wurde gerade die große Osterkerze für die Dresdner Frauenkirche fertiggestellt. In der Lausitz wird die alte Tradition des Kerzenziehens noch gepflegt.
Die Osterkerze bringt am Übergang zum Ostersonntag, dem Tag der Auferstehung, symbolisch wieder das Licht in die Welt. Der Pfarrer, hier der vormalige Frauenkirchenpfarrer Holger Treutmann, trägt die große Kerze durch das Kirchenschiff in den Altarraum. Sie ist ein Stück Handarbeit, gefertigt in einer kleinen Manufaktur in Rosenthal direkt neben der Wallfahrtskirche. Eher durch Zufall ist Geschäftsführer Jörg Weber zur Wachszieherei gekommen. Eigentlich sollte er als Personaldienstleister einen Nachfolger für das Unternehmen suchen und wurde es schließlich selbst.
Für den Laien ist es schon faszinierend zu sehen, wie der Kerzenrohling wächst. Zwei Dochtschnüre - immerhin je 110 Meter laufen sozusagen im Endlosverfahren durch den heißen Wachs. Mit jeder Runde wird eine weitere hauchdünne Schicht aufgetragen, bis der gewünschte Durchmesser erreicht ist.
Je nach Stärke des Rohlings vergeht hier eine ganze Menge Zeit. Zwischen 2 und dreieinhalb Stunden braucht es, bis die Wachsschicht fertig ist. Allerdings heißt das nicht anschalten und anderweitig beschäftigen, sondern immer ein Auge auf die Maschine haben. Heißt es Rohlinge fertig, ist für eine gute halbe Stunde durchaus Stress angesagt. Mit dem Abnehmen wird auch gleich der Docht für die nächste Charge hochgezogen. Fingerspitzengefühl ist hier gefragt.
In die entsprechende Länge geschnitten wird von der noch warmen Stange nun ein ganzes Stück Wachs abgetrennt, denn man braucht ein gewisse Länge des Dochtes - auf dem Weg zur Kerze. Daran aufgehängt, geht es ins nächste Bad. Allerdings erst wenn alles gut ausgekühlt ist und das kann schon mal mehr als einen Tag dauern.
Die Altarkerzen haben eine beachtliche Größe und irgendwann auch das entsprechende Gewicht. Bis zu 60 Mal - wird bei den größten Exemplaren getaucht - die am Ende auf fast sechs Kilo Gewicht kommen. Gerade werden sie von alleine, aber das sie auch gleichmäßig rund sind - dafür braucht es eine Drehung. Noch immer ist die Kerze nicht fertig. Nun geht es aber mehr ums hübsch machen. Ein Loch für die Halterung und eine typische Spitze werden noch gefräst. Dann gibt es ein wenig Farbe - in Rosenthal hauptsächlich das kirchliche Osterornament für die Altarkerzen, aber auch die kleineren Exemplare - immerhin 10.000 werden in der Hauptsaison von Januar bis zu den Feiertagen hier produziert.
Sie werden in fast alle ostdeutschen Länder verschickt, aber auch nach Jerusalem, Thailand oder Sankt Petersburg. Das größte Exemplar mit 115 cm geht in die Dresdner Frauenkirche.
Drei Monate Hochzeit in der Produktion in der kalten Jahreszeit sind anstrengend. Der Rest des Jahres verläuft dann ruhiger.
Rund 10 Tonnen Parafin werden in Rosenthal im Jahr verarbeitet. Im Gegensatz zur industriellen Ware brennen sie gleichmäßiger ab und sollen durch ein ausgewogenes Wachsbett auch noch schöner strahlen.