Do, 29.02.2024 , 16:45 Uhr

Voller Einsatz auf hoher See

Seenotrettung "Made in Saxony" - Sächsinnen und Sachsen retten Flüchtlinge

Dresden - Von Sachsen aus koordiniert eine Hilfsorganisation Rettungseinsätze auf dem ganzen Globus. Tausende Menschen haben sie schon im Mittelmeer, auf dem Atlantik oder in der Ukraine gerettet und geraten dabei zunehmend in Gefahr. Unser Thema in der aktuellen Folge von "Junge Politik in Sachsen".

Die gebürtige Chemnitzerin Hermine Poschmann hat einen außergewöhnlichen Job. Angefangen als Bürokraft ist sie inzwischen europaweit auf Rettungseinsätzen von „Mission Lifeline“ unterwegs.

Gegründet hat sich die Organisation mit Sitz in Dresden im Jahr 2016. Ihr Leitspruch: „Wo Staaten versagen, müssen wir handeln“. Die rund 24 Mitarbeiter und über 200 Freiwilligen sind nicht nur im Mittelmeer tätig - auch die Ukraine oder die rauen Gewässern des Atlantiks gehören zum Einsatzgebiet der Retter.

Während ihrer Einsätze auf hoher See zwischen Tunesien, Lampedusa und Libyen hätten sie in Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen bereits über 5.000 Menschen retten können. Wird ein Boot in Seenot am Horizont entdeckt, weiß jeder an Bord was zu tun ist.

Mit einem Einsatzschnellboot verteilt ein Team zunächst Schwimmwesten, bevor die Flüchtlinge an Bord genommen werden. Die Anrainerstaaten würden sich inzwischen auf die Hilfe der freiwilligen Seenotretter verlassen, so Poschmann im Sachsen Fernsehen-Podcast „Junge Politik in Sachsen“.

Dennoch müsse die Crew rechtliche Konsequenzen fürchten. 2018 wurde der Kapitän des „Mission Lifeline“-Schiffs u.a. wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung angeklagt. Für Hermine Poschmann waren diese Vorwürfe „politisch motiviert“. Sie vermutet, dass die Staaten so die „Hoheit“ im Mittelmeer behalten wollen würden.

Als Russland vor zwei Jahren die Ukraine angriff, ging beim Team von Hermine Poschmann alles ganz schnell. Bereits einen Tag nach Kriegsbeginn halfen sie ankommenden Frauen und Kindern an der Grenze:

„Die medizinische Infrastruktur in der Ukraine war von heute auf morgen zusammengebrochen“

Den zunehmenden Rechtsruck und die fortschreitende Abschottung von EU-Mitgliedsstaaten beobachtet Hermine Poschmann mit Sorge und kritisiert den weit verbreiteten „Trugschluss", dass sich die Flüchtlinge von Stacheldrahtzäunen abhalten lassen würden:

„Europa sollte endlich mal begreifen, dass man Migration und Flucht nicht durch Zäune verhindern kann.“

Zentraler Grund für die Flucht aus dem Heimatland sei zudem ein „hoher Leidensdruck“. Um diesen zu entfliehen, würde sich die Menschen auch weiterhin Lebensgefahr aussetzen.

Bei ihrer Arbeit begegnen Hermine Poschmann unzählige persönliche Schicksale. Ein professioneller Umgang sei essenziell, um auch in Zukunft Menschen helfen und retten zu können.

Der gesamte Podcast "Hermine Poschmann - Seenotrettung Made in Saxony" ist auch hier auf Spotify zu finden.