Sie werden auch als Best Ager, Generation Gold und Mature Consumers bezeichnet: Silver Ager sind Menschen im Alter von 50 bis 70. Aufgrund des demografischen Wandels wächst diese Gruppe fortwährend und wird somit auch für Marketer immer wichtiger. Obwohl sich viele Marken in ihren Bemühungen an jüngere Generationen richten, sind es gerade Menschen ab 50, die über ein stattliches Einkommen und die damit einhergehende Kaufkraft verfügen.
Die Anzahl der über 50-Jährigen wächst und wächst. In Bundesländern wie Sachsen machen Best Ager mehr als ein Viertel der Bevölkerung aus. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes werden deutschlandweit in 20 Jahren rund 50 % der Bevölkerung in diesem Alter sein. Die "jungen Alten" gelten als wählerisch, anspruchsvoll und aufgeschlossen für Neues. Sie reisen für ihr Leben gern und machen auch vor exotischen Destinationen nicht halt. Im Vergleich zu jüngeren Menschen legen die über 50-Jährigen mehr Wert auf Qualität und ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis. Dies kommt in allen Bereichen zum Vorschein: So sind Best Ager beispielsweise weniger dazu geneigt, Fast Fashion oder billige Kosmetikartikel zu kaufen. Best Ager interessieren sich vermehrt für Lifestyleprodukte und nehmen zudem ihre Gesundheit sehr ernst.
Für die Gruppe der heute 50- bis 70-Jährigen hat der Begriff Ruhestand gänzlich ausgedient. Silver Ager sind nämlich aktiv und kommunikativ, ein Rückzug aus der Öffentlichkeit ist - wie noch vor einigen Generationen - undenkbar. Viele empfinden sich immer noch als jung und behalten bestimmte Gewohnheiten aus jüngeren Jahren bei. Sie kennen sich mit moderner Technik aus und nutzen das Internet. Obwohl sich Best Ager Neuerungen nicht in den Weg setzen, ist die Markenbindung in dieser Altersgruppe dennoch besonders hoch. Dies hängt damit zusammen, dass die Menschen "im besten Alter" schon einiges ausprobiert und sich schlussendlich auf etwas festgelegt haben. Für Marken bedeutet dies eine halsbrecherische Gratwanderung: Einerseits möchte man sich innovativ geben, andererseits muss man bestimmte Werte aufrechterhalten.
Allerdings erleben Marketingexperten Best Ager als eine sehr heterogene Altersgruppe. Das Bild des jugendlichen Mittfünfzigers, der ohne jegliche Sorgen in der Welt viel Geld für Reisen oder hochwertige Kleidung ausgeben kann, entspricht nicht immer der Realität. Nicht alle Silver Ager haben die Möglichkeit, ihren Bedürfnissen nachzugehen. Viele der über 50-Jährigen sorgen sich um ihre erwachsenen Kinder, die teilweise immer noch im "Hotel Mama" wohnen.
Wegen ihres überdurchschnittlich hohen Vermögens stellen Best Ager für viele Branchen eine überaus attraktive Zielgruppe dar. Immer mehr Unternehmen passen ihre Produkte und Leistungen gezielt an die über 50-Jährigen an.
Dass Best Ager überaus reisefreudig sind, ist längst bekannt. Dabei üben weit entfernte Destinationen wie die Karibik, Namibia oder die Seychellen eine besonders starke Anziehungskraft auf die Generation der 50- bis 70-Jährigen aus. In diesem Zusammenhang besonders erwähnenswert sind Kreuzfahrten. Der weitaus größte Anteil aller Kreuzfahrtpassagiere gehört zur Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen. Knapp dreieinhalb Milliarden Euro beträgt das jährliche Kreuzfahrtbudget der deutschen Silver Ager. Nach wie vor am beliebtesten ist der klassische Strandurlaub innerhalb Europas, für den Best Ager 7,6 Milliarden Euro pro Jahr ausgeben. Obwohl es nach wie vor viele Best Ager gibt, die eine Reise auf einem Kreuzfahrtkoloss buchen, sind es vor allem kleinere Schiffe, die sich unter dieser Altersgruppe großer Beliebtheit erfreuen. In der Regel handelt es sich dabei um Adults-Only-Reisen.
Gibt man sich in jungen Jahren noch mit einem Burger oder einer Currywurst zufrieden, steigen mit zunehmenden Alter auch die kulinarischen Bedürfnisse. Erlesene Weine, hochwertige Zutaten und ein gehobenes Ambiente sind es, was sich Best Ager bei einem Restaurantbesuch wünschen. Gern lässt man es sich etwas mehr kosten, nimmt dabei aber keine Einbußen im Hinblick auf die Qualität in Kauf.
Das Thema Gesundheit dominiert in der Alterskohorte der 50- bis 70-Jährigen. Ob Nahrungsergänzungsmittel, Bio-Lebensmittel, Wellness oder Fitnesskurse: Best Ager legen ein ausgeprägtes Interesse für alles an den Tag, das die Gesundheit fördern und verbessern kann. Die Gesundheitsbranche überschneidet sich teilweise mit der Tourismus- und der Kosmetikbranche. So erfüllen zum Beispiel Wanderferien sowohl den Wunsch nach einem aufregenden Urlaub als auch das Bedürfnis, etwas Gutes für seine Gesundheit zu tun. In der Kosmetikbranche sind es in der Regel Cosmeceuticals, die an die ältere Generation vermarktet werden. Statt nur von schönheitsfördernden Eigenschaften zu sprechen, heben Marketingexperten im Umgang mit Best Agern den gesundheitlichen Aspekt hervor.
Die Generation 50plus ist überdurchschnittlich vermögend und interessiert sich zudem für Geldangelegenheiten. Kein Wunder, dass sich viele Finanzdienstleister nun direkt an diese Altersgruppe wenden. Für Finanzberater bergen Best Ager ein riesiges Potenzial. Allerdings müssen viele Finanzberater umdenken, denn für ältere Menschen spielt der Vermögensaufbau eine untergeordnete Rolle. Vielmehr geht es ihnen um Sicherheit. Das bedeutet, dass es einer weniger riskanten Anlagestrategie bedarf. Darüber hinaus spielen für Best Ager Erbschaftsregelungen eine wichtige Rolle. Entscheidend ist zudem eine steuereffiziente Übertragung des persönlichen Vermögens auf Kinder und Kindeskinder.
Anti-Aging ist das aktuelle Schlagwort der Kosmetikbranche. Immer mehr Marken nehmen Produkte für reife Haut in ihr Sortiment auf. In jedem Regal im Drogeriemarkt finden sich Cremes und Seren, die mit Vitaminen oder Enzymen angereichert sind und eine straffere Haut versprechen. Nachforschungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zufolge geben Best Ager im Jahresdurchschnitt elf Euro mehr für Kosmetikartikel aus als Käufer im Alter von 18 bis 49 Jahren. Für die Branche ist die mehrmals erfreulich und ein guter Grund, ihre Produkte auf Silver Ager abzustimmen. Interessanterweise ist das Thema des Älterwerdens in Deutschland nach wie vor tabu. In Großbritannien und vor allem in den Vereinigten Staaten ist der Umgang mit dem Altern viel direkter. Hersteller scheuen sich nicht, das Thema auf positive Weise anzusprechen. Einzig und allein das britische Unternehmen Dove wagt es, auch auf dem deutschen Markt das Altern bewusst zu erwähnen.
Die Verpackungsindustrie ist eine Branche, über die man sich nicht sehr oft Gedanken macht, die aber einen eisigen Einfluss auf unser Kaufverhalten ausübt. Oftmals ist es nämlich gerade die Verpackung, die uns dazu veranlasst, ein bestimmtes Produkt zu kaufen. Vor allem ältere Best Ager haben bereits Schwierigkeiten, Verpackungen zu öffnen. Kleingedruckte Angaben lassen sich dann nur noch mit Brille lesen. Um solche Situationen zu verhindern, stehen der Verpackungsbranche zahlreiche Lösungen zur Verfügung. Für Silver Ager spielt die Wiedererkennbarkeit eine wichtige Rolle. Deshalb sollten Marken bei der Verpackung auf einen hohen Wiedererkennungswert setzen, wenn das Produkt an ältere Menschen vermarktet werden soll. Einen Absprung jugendlicher Konsumenten lässt sich durch kleine Veränderungen verhindern, die die Wiedererkennbarkeit nicht beeinträchtigen.
Um die Anforderungen von Best Agern zu erfüllen, müssen Verpackungen funktional sein. Marmeladengläser, die sich nicht öffnen lassen oder Flaschen, deren Deckel festgeschraubt zu sein scheint, tun dies nicht. In den Vereinigten Staaten gehören praktische Lösungen zu solchen Problemen schon längst zum Alltag, in Deutschland werden sie immer noch als allzu kostspielig abgelehnt. Dabei kämen leicht zu öffnende Verpackungen allen Verbrauchern zugute.
Kulturreisen, Festspiele, Konzerte, Ausstellungen: Kultur ist nicht nur elitär, sie kann auch ganz schön kostspielig sein. Kein Wunder, dass sie jüngeren Menschen oftmals verwehrt bleibt. Best Ager hingegen verfügen über die erforderlichen finanziellen Mittel und sind in dem Alter, wenn ein klassisches Konzert dem Besuch einer Disco vorzuziehen ist. Die Generation 50plus ist für Konzertveranstalter ebenso wie für Museen und Galerien somit eine besonders interessante Zielgruppe. Dabei kann ein traditioneller Ansatz mit modernen Elementen verfolgt werden. Best Ager interessieren sich oftmals für klassische Werke in den Bereichen Kunst und Musik, nehmen jedoch mit ebenso großem Enthusiasmus Neuerungen wahr.