Leipzig – Etwa 1,2 Millionen Asylsuchende sollen in den vergangenen zwei Jahren nach Deutschland gekommen sein – entweder auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung oder weil sie sich bei uns ein besseres Leben erhoffen.
Der enorme Andrang hat nicht nur viele Kommunen, sondern auch die Beitreiber von Flüchtlingsunterkünften vor großer Herausforderungen gestellt. „Die letzten Jahre waren anstrengend“, sagte Alexander Melzer, Geschäftsführer des Pandechaion – Herberge e.V. „Ich bin froh, dass es jetzt wieder in gemäßigteren Bahnen verläuft.“
Der Pandechaion – Verein betreibt in Leipzig verschiedene Gemeinschaftsunterkünfte mit Platz für insgesamt 1.200 Bewohner. Der Sitz des Vereins in Grünau bietet gleichzeitig Platz für 64 Wohneinheiten. Hier erlebet der Pandechaion – Verein hautnah das Leben der Geflüchteten in Leipzig. „Bei uns ist es so, dass die Kinder in die Schule gehen und für die kleineren Kinder versuchen wir Kitaplätze zu finden“, so Melzer weiter. „Für die älteren vermitteln wir Deutschkurse. Die Möglichkeit, arbeiten zu gehen, ist auch gegeben. Aber ansonsten können sich die Geflüchteten hier frei bewegen.“
Mittlerweile ist die Flüchtlingswelle deutlich abgeebbt. Auch in Leipzig kommen kaum noch neue Asylsuchende an. „Derzeit gibt es hier ca. 3.400 Personen, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bekommen. Darüber hinaus gibt es mehr als 6.000 Personen, die sich schon in der Zuständigkeit des Jobcenters befinden, aber ursprünglich als Geflüchtete nach Leipzig kamen,“ sagte die Amtsleiterin des Sozialamts Leipzig, Martina Kador-Probst.
Viele der ungenutzten Plätze werden für den Fall eines erneuten Zustroms vorgehalten. Aber auch alternative Nutzungsmöglichkeiten sind möglich, wie bei dem frisch sanierten Gebäude in der Liliensteinstraße 1 in Grünau. „Kleinere Unterkünfte prüfen wir aktuell als Interime für die Unterbringung von Kindern verschiedener Kindertagesstätten“, verriet Kador-Probst.
Für den Fall, dass es also in naher Zukunft noch einmal zu einer großen Flüchtlingswelle kommen sollte, sehen sich Stadt sowie Betreiber von Unterkünften gut aufgestellt. „Vor fünf bis zehn Jahren war Asyl hier in Leipzig fast gar kein Thema“so Alexander Melzer vom Pandechaion – Verein. „Jetzt ist es ein großes Thema und allen Beteiligten wurde bewusst, dass da noch viel mehr getan werden muss. Es genügt nicht, den Geflüchteten Asyl zu geben. Wir müssen auch überlegen, wie ein Zusammenleben in Deutschland gelingen kann.“
Die Flüchtlingskrise hat gezeigt, dass Leipzig mit einem großen Ansturm von Geflüchteten umgehen kann. Jedoch geht es nicht nur darum, ein Dach über dem Kopf zur Verfügung zu stellen, sondern das Thema Integration gemeinsam anzugehen – das hat die Stadt durch die vergangenen zwei Jahre gelernt.