Dresden - Es klingt wie aus einem schlechten Film: Zwei Algerier, die abgeschoben werden sollten, flüchten am frühen Sonntagmorgen aus der Abschiebehaft in Dresden. Sie seilen sich mithilfe von Bettlaken ab, das Wachpersonal drückt den ausgelösten Alarm einfach weg. Die Präsidentin der Landesdirektion Sachsen zeigt sich im Interview mit Sachsen Fernsehen verärgert über den Vorfall.
In der Nacht zum Sonntag sind zwei Algerier im Alter von 30 und 31 Jahren aus der Einrichtung am Rande der Innenstadt (Hamburger Straße) geflohen. Nach Angaben der Polizei und der Landesdirektion Sachsen hatten sie ein Fenster in der ersten Etage der Unterkunft geöffnet und waren dann über zwei verknüpfte Bettlaken zunächst in den Außenbereich gelangt. Danach überwanden sie ohne Hilfsmittel einen drei Meter hohen Zaun, der zudem oben mit einem sogenannten Nato-Draht gesichert ist. Beide Männer waren im Abstand von einer knappen halben Stunde geflohen. Die Flucht der Beiden fiel dem Wachpersonal erst Stunden später auf.
Frau Kraushaar (Präsidentin Landesdirektion Sachsen), wie konnte das denn passieren?
Regina Kraushaar: „Das ist jetzt die Frage der Ermittlungen, die übernimmt die Polizei.
Gibt es Überwachungsaufnahmen von der Flucht?
Regina Kraushaar: „Ja, die gibt es. Diese werden im Moment ausgewertet. Zu sehen ist, wie die Männer etwa 30 Minuten zeitlich versetzt voneinander entweichen.
Sie haben die Aufnahmen also auch gesehen?
Regina Kraushaar: „Ja, zwei Menschen haben mit ziemlicher Kraft und Geschicklichkeit den Zaun überwunden. An einer Stelle ist der Draht runtergedrückt und beschädigt worden."
Werden die Schäden am Draht behoben und werden Sie personelle Konsequenzen nach diesem Vorfall erwägen?
Regina Kraushaar: „Die entstandenen Schäden werden selbstverständlich behoben. Alle weiteren Konsequenzen mache ich davon abhängig, was die Ermittlungen der Polizei ergeben. Ich bin nicht für Schnellschüsse."
Die rechtsextremen "Freien Sachsen" haben auf Telegram dazu aufgerufen, die Männer finden zu wollen. Man habe eine Suchaktion gestartet. Wie beurteilt die Landesdirektion diese?
Regina Kraushaar: Wir haben eine Polizei, die nach den Männern sucht. Eine Bürgerpolizei oder eine Justiz der Freien Sachsen gibt es nicht."
Geht von den Männern eine Gefahr für die Allgemeinheit aus?
Regina Kraushaar: „Es handelt sich bei den algerischen Staatsbürgern um Untergebrachte in der Einrichtung für die Abschiebehaft. Es ist keine Justizvollzugsanstalt, keine Strafhaft. Von den Entwichenen geht keinerlei Gefahr aus."
Ärgert Sie dieser Vorfall?
Regina Kraushaar: „Natürlich. Es ist immer ärgerlich, wenn solche Vorfälle passieren. Wenn vorgegebene Standards nicht eingehalten werden, obwohl ich da noch die Ermittlungen abwarten möchte."