Leipzig- Baustelle an der Ritterstraße 42 in der Leipziger Innenstadt. Schläuche liegen neben Gerüsten in dem siebengeschossigen Gebäude.
An manchen Ecken lässt sich schon die rote Wandfarbe erahnen. Was dort auf rund 1700 Quadratmetern Nutzfläche voraussichtlich bis zum Ende des Jahres entsteht, soll der Spielebranche in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt ordentlich Aufschwung verleihen.
«R42» haben die Unternehmensberater Christopher Siebenhüner und Tom Potutschek ihr Projekt in Leipzig getauft, das sie selbst als «Ökosystem» bezeichnen. Denn in mehreren Räumen sollen im R42 alle Bereiche aus der Spielewelt vereint werden: Arbeitsplätze für Start-ups, eine Arena für Events oder eine Gamingecke mit Computern. Es soll zeigen, dass die Branche «viel größer und vielfältiger» ist als man denkt, erklärt Siebenhüner. Auch die Hochschulen Mittweida und die Macromedia in Leipzig kooperieren mit R42.
Denn: Es gebe viele junge Start-ups und Unternehmer in Mitteldeutschland, die spannende Ideen für Games mitbringen und umsetzen - sie fliegen nur oft noch unter dem Radar: «Die Leute und das kreative Potenzial sind vorhanden, aber die Struktur fehlt», findet Potutschek.
«Die Branche ist in den vergangenen Jahren gewachsen, aber nicht in der Geschwindigkeit, wie man sich das immer wünscht», sagt auch Alexander Marbach, Professor für Computergrafik und visuelle Gestaltung an der Hochschule Mittweida. Drei Studiengänge haben dort einen Bezug zur Gamingbranche, zum Beispiel der Bachelor Medienmanagement mit der Fachrichtung eSports Marketing.
Marbachs Studierende können im R42 eigene Forschungsideen mit den Start-ups umsetzen und ihnen dabei helfen, sich auf dem Markt zu zeigen, sagt er. «Das Ankurbeln ist tatsächlich so ein Teamgedanke in Mitteldeutschland. Leute, die versuchen wollen, die Spielbranche sichtbar zu machen». Das sieht Friedrich Lüder, der Vorsitzende des Vereins Games und XR Mitteldeutschland, ähnlich. In der Region gebe es rund 760 Akteure in der Szene, darunter Start-ups, etablierte Unternehmen und Studierende, die gründen wollen.
Über 60 Prozent von ihnen säßen in Sachsen, Schwerpunkt Leipzig. «Das hängt damit zusammen, dass Leipzig die Metropole in Mitteldeutschland ist, viele Hochschulen und eine schnelle Anbindung überall hin hat. Die Ausgangslage ist exzellent». Außerdem wurde in der größten Stadt des Freistaats jahrelang die Spielemesse Gamesconvention ausgetragen, dessen Veranstalter seit 2009 die Kölner Gamescom unterstützt.
Quelle: dpa