Do, 24.11.2022 , 14:30 Uhr

Thema Impfen

Standardimpfungen in Sachsen nehmen ab

Sachsen - Spätestens seit Corona hat jeder eine Meinung zum Impfen. Der Aufruf sich damit vor schweren Erkrankungen zu schützen, verstummt jedoch oft. Das betrifft auch Impfungen, die längst Gang und Gäbe sind. 

In den vergangenen Jahren ist das Interesse an vielen Standardimpfungen gegen Krankheiten stetig gesunken. Ein Beispiel dafür ist der Rückgang von 2017 bis 2021 gegen Tetanus, Diphterie, Kinderlähmung, Rotaviren oder Keuchhusten um je rund 17 bis 19 Prozent, wie aus der Antwort des Sozialministeriums auf eine Anfrage der Linken-Landtagsabgeordneten hervorgeht. Ein Drittel Abbau der Quote erreichte die Impfung gegen Haemophilus influenza Typ b, welche Kinder insbesondere in den ersten fünf Lebensjahren vor schweren Hirnhautentzündungen schützen soll. Der größten Rückgang mit 35 Prozent ist bei der Impfung gegen Hepatitis B zu verzeichnen. In Zahlen bedeutet das eine Senkung von 194.954 auf 126.338. Auch die Quote der Impfungen gegen Rotaviren und Kinderlähmung lag 2021 mit knapp 17 Prozent und 18 Prozent unter dem Niveaus aus 2017. 

Es gibt aber auch Zunahmen: Doppelt so viele Menschen wurden gegen Meningokokken gegenüber den Zahlen aus 2017 geimpft. Meningokokken können schwere Erkrankungen wie Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung auslösen. 

Das Interesse an Schutzimpfungen wird mit Sorge betrachtet. Es gibt die Chance sich vor einer Reihe von Infektionskrankheiten sicher zu schützen, indem die vorhandenen Impfstoffe verbreitet genutzt werden, sagt Schaper mit dem Verweis, dass es dank Impfungen bereits zur Ausrottung der Pocken kam. Eine Forderung sei auch der Ausbau Öffentlicher Gesundheitsdienste, um verstärkt Beratungen und Impfungen anbieten zu können. Man kann nur an die Bevölkerung herantreten und appellieren, damit Schutzimpfungen wahrgenommen werden, betont Schaper. Außerdem brauche Prävention Zeit, Personal und Ressourcen. 

Die DAK Krankenkasse informiert, dass laut Analysen die Impfungen bei Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie deutlich zurückgegangen seien. Verglichen mit 2019 wurden 2021 ca. 47.000 Mädchen und Jungen bzw. 14 Prozent weniger geimpft. Vor allem die Anzahl der Erstimpfungen gegen Humane Papillomviren zur Krebsvorsorge sank um 40 Prozent. Allerdings ist Sachsen bundesweiter Spitzenreiter beim Anteil geimpfter Kinder. Die DAK-Landeschefin sieht den Rückgang als "Warnsignal" und betont, dass junge Menschen potenziell nun durch Krankheiten gefährdet werden könnten, die als so gut wie ausgerottet galten. Des Weiteren habe auch die Anzahl an Arztbesuchen von Kindern und Jugendlichen um 16 Prozent abgenommen. Damit fehlt vor allem Vorsorge und Beratung. Die Basis für diese Werte bildet ein Report, bei dem Abrechnungsdaten von rund 19.000 bei der DAK versicherten Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren von 2019 bis 2021 analysiert wurden. (mit dpa/sn)

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