Do, 16.02.2023 , 12:35 Uhr

Sterbliche Überreste des Reichstags-Brandstifters werden untersucht

Leipzig- Nach 90 Jahre werden die sterblichen Überreste des verurteilten Brandstifters Marinus van der Lubbe untersucht.

Es solle geprüft werden, ob sich Spuren einer Vergiftung nachweisen lassen, sagte Alfred E. Otto Paul, Vorstand der Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig, am Mittwoch. Ende Januar sei dafür das Grab van der Lubbes auf dem Leipziger Südfriedhof im Auftrag der Gesellschaft geöffnet worden. Zunächst hatte die Zeit darüber berichtet.

Der Niederländer van der Lubbe hatte gestanden, alleiniger Urheber des Reichstagsbrandes am 27. Februar 1933 in Berlin gewesen zu sein. Unter Historikern ist allerdings umstritten, ob er wirklich ein Einzeltäter war. Am 10. Januar 1934 wurde der am Tatort verhaftete Anarchist nach einem Prozess am Reichsgericht in Leipzig hingerichtet.

Die Paul-Benndorf-Gesellschaft kümmert sich um die historischen Gräber auf dem Leipziger Südfriedhof. Es sei zunächst einmal darum gegangen zu überprüfen, ob es sich bei den Knochen im Sarg tatsächlich um die Überreste van der Lubbes handelt, so Paul. Das stehe nun ohne jeden Zweifel fest. Man habe an den Knochen noch die Schnittstelle der Enthauptung sehen können. Van der Lubbe sei 1934 anonym ohne Grabstein bestattet worden.

Zusätzlich sollen toxikologische Untersuchungen in der Leipziger Gerichtsmedizin klären, ob van der Lubbe womöglich vergiftet wurde. Unter anderem werde nach Spuren von Brom gesucht. Der Niederländer soll im Prozess zunehmend verwirrt gewirkt haben, so dass laut Zeit schon im Herbst 1933 Vermutungen aufkamen, er sei unter Drogen gesetzt worden. Das sei ein flinker, fixer Junge gewesen. Dann wäre er immer schläfriger geworden. Und als das Urteil verkündet wurde, schlief er ein, erläuterte Paul. Die Paul-Benndorf-Gesellschaft verfolge ein historisches Interesse an der Aufklärung.

Quelle: dpa