Sachsen- Angesichts einer nun wissenschaftlich belegten Überlastung von Lehrkräften in Sachsen und Defiziten drängt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf eine Erfassung der Arbeitszeit.
«Sie haben wie andere Beschäftigte einen Rechtsanspruch darauf», sagte der Landesvorsitzende Burkhard Naumann am Dienstag bei der Vorstellung der Studienergebnisse zu Arbeitszeit und -belastung sächsischer Lehrkräfte 2022 in Dresden. Das Kultusministerium sei zu Verhandlungen über die notwendige Einführung eines entsprechenden Systems aufgefordert. Naumann sprach von der Grundlage, um weiterhin pädagogische Freiheit und Freiheit in der Arbeitszeitgestaltung sowie mobiles Arbeiten zu gewähren.
Laut der Studie, an der 1473 Lehrkräfte an 300 Schulen im Freistaat im Sommer 2022 teilnahmen, wurde die Norm-Wochenarbeitszeit an Grund- und Oberschulen sowie Gymnasien um drei Stunden und 47 Minuten überschritten. Vollzeitlehrkräfte arbeiteten danach im Schnitt knapp 50 Stunden pro Woche, vor allem durch zusätzliche Aufgaben, sagte Leiter Frank Mußmann von der Georg-August-Universität Göttingen. Die Zeit für außerschulische Tätigkeiten lag ebenfalls über der Norm - um mehr als drei und Dreiviertel Stunden pro Woche.
Das zeige, dass man sich eher auf die restliche Arbeitszeit statt wie bisher die Unterrichtsverpflichtung der Lehrkräfte konzentrieren müsse, die zwei Drittel ihrer Arbeit ausmache, sagte Naumann. «Bei außerschulischen Aufgaben entsteht das größte Problem.» Mit der Arbeitszeiterfassung werde sichtbar, wo Arbeitsschutz verletzt sei, um reagieren zu können. Dazu sollten Beginn und Ende dokumentiert werden, etwa per App oder Exel-Tabelle. «Wir müssen zurück zu einer in gewissem Maße geregelten Arbeitszeit.»
Im Ergebnis der Studie braucht es laut Mußmann eine Revision der Verordnungen zu Arbeitsaufgaben und -zeiten von Lehrkräften. Diese seien für eine Mehrheit nicht erfüllbar, es werde häufig gegen europäische Normen bei der Arbeitszeit verstoßen, diese sei zudem höher als in anderen Bundesländern. Hohe Belastungen gefährdeten Motivation und Gesundheit der Lehrkräfte und deren Versuche, sich vor Überlastung zu schützen, gefährdeten die Unterrichtsversorgung durch Ausfälle. Handlungsbedarf offenbart die Analyse auch bei digitalen Strategien und Strukturen an Schulen, was ebenso zu Stress führe bei den Beschäftigten. «Digitale Endgeräte nützen wenig, wo Netzinfrastruktur und pädagogische Konzepte fehlen.» (dpa)