Leipzig - Zum Tag der Bibliotheken präsentiert die Leipziger Stadtbibliothek erstmals seit 90 Jahren wertvolle Goethe-Handschriften.
In einem Kästchen im Magazin der Bibliothek sicher aufbewahrt, gelangen sie nun ans Licht der Öffentlichkeit. Unter den Manuskripten befinden sich auch drei Gedichte aus der Feder von Johann Wolfgang von Goethe. Besondere Juwelen die einen Blick in den Gemütszustand des Dichters gewähren. Der Goethe-Experte und Germanistikprofessor der Uni Leipzig, Dr. Frieder von Ammon, erklärt, warum nicht nur der Sinn der Worte Aussagen über die Empfindungen Goethes trifft.
"Man kann von der Handschrift Rückschlüsse auf den Gemütszustand zum Zeitpunkt der Niederschrift ziehen. Als er die Xeniengedichte geschrieben hat, war Goethe oft schlecht gelaunt und wütend auf seine Zeitgenossen. Das bringt er so auch zum Ausdruck. Wenn er will, kann er geradezu kalligrafisch schreiben. Es ist also auch ein ästhetischer Genuss, seine Schriftzüge zu betrachten", so von Ammon.
Die historischen Dokumente sind Teile einer größeren Sammlung des bedeutenden Goethe-Forschers Friedrich Karl Zarncke. Die Stadt Leipzig kaufte 1893 die Kollektion aus Gemälden, Statuen und Schriften Goethes von dessen Erbe an und ließ sie der Stadtbibliothek zukommen. Während des Bombenangriffs im Dezember '43 wurde jedoch ein Großteil der rund 1.400 Objekte zerstört. Erhaltengeblieben ist nur diese Kiste. Eine wahre Kostbarkeit also, die der Öffentlichkeit nicht enthalten bleiben soll. Natürlich können die Originale nicht einfach so ausgehändigt werden. Die Inhalte der Autografen wurden also digitalisiert, um sie in einem brandneuen Format der Virtualisierung - der Magic Box - zu zeigen. Wie das funktioniert, erklärt die Direktorin der Städtischen Bibliotheken, Susanne Metz.
"Wir haben Autografen und Fotos digitalisiert. Man kann sich auf dem Touchscreen die Texte oder Bilder ganz interaktiv und spielerisch angucken", erklärt Metz.
Von was die Gedichte handeln, kann ab sofort in der Leipziger Stadtbibliothek herausgefunden werden. Wertvolle Erläuterungen vereinfachen darüber hinaus das Verständnis der Texte.