Mo, 05.11.2018 , 13:52 Uhr

"Talk im Café" - Im Gespräch mit dem größten Fan von Dresden-Gorbitz

Dresden - Angesichts der Wohnungsnot diskutiert Dresden wieder verstärkt über den Wohnungsbau. Doch nicht überall wollen Dresdner leben. "Lebst du schon oder wohnst du nur?", fragen DRESDEN FERNSEHEN und das Haus der Kirche sowie die Evangelische Landeskirche Sachsen im neuen "Talk im Café". Mit dabei ist unter anderem Mathias Körner (SPD), Stadtteilkümmerer und Gorbitz-Chronist. Die komplette Sendung läuft ab 10. November im Programm von DRESDEN FERNSEHEN.

Er lebt in Gorbitz und liebt seinen Stadtteil, wie kaum ein Zweiter. Auf die Frage, in welchem anderen Stadtteil er sich vorstellen könnte zu leben, antwortet Mathias Körner beim "Talk im Café" kurz und knapp: "In keinem", und gerät danach vom grünen Dresdner Westen mit seinen etlichen Funktionen und Vorzügen ins Schwärmen. Der 40-Jährige hat sich als Gorbitz-Kümmerer und Chronist einen Namen gemacht.

Gorbitz ist zu Unrecht stigmatisiert

Plattenbau und soziale Probleme - diese Vorurteile haften dem Stadtteil insbesondere bei Außenstehenden an. Zu unrecht, meint Körner. Fragt man Menschen, die hier leben, so wird Gorbitz sehr wohl als lebens- und wohnenswert eingeschätzt.

Und doch muss der Gorbitz-Kümmerer um den Ruf seines Kiezes kämpfen. In der Tat: Der größte Teil von Gorbitz ist mit "Platte" bebaut. Anfang der 80er Jahre entstand im Westen der Sächsischen Landeshauptstadt das größte Platten-Neubaugebiet von Dresden. Mit "Neu-Gorbitz" wurde ein Stadtteil mit Wohnraum für 40.000 Menschen geplant. Nicht nur Wohnungen, sondern eine ganze Kleinstadt mit Kitas, Schwimm- und Einkaufshallen wurden realisiert.

So gibt es hier im Nahraum eigentlich alles, was ein Städter im alltäglichen Leben braucht. Der Weg zur nächsten Schwimmhalle ist in vermeintlich attraktiveren Vierteln, wie zum Beispiel Striesen, deutlich weiter. Oft übersehen bleibt auch der historische Dorfkern von Altgorbitz. Er ist gekennzeichnet durch enge Gassen mit Altbauten.

Und überhaupt hat sich hier in den vergangenen Jahren baulich etliches getan. Zu Beginn der 1990er Jahre lebten in Gorbitz ungefähr 38.000 Menschen. In den Folgejahren durchlebte der gesamte Dresdner Wohnungsmarkt erhebliche Veränderungen. Auf Bevölkerungsverlust und Leerstand reagierten Wohnungsgenossenschaften und Stadt mit Abriss und Umbau. Dazu begannen erste Revitalisierungsmaßnahmen von unsaniertem Wohnraum: Dresden besann sich auf seine gründerzeitlichen Wohnviertel zurück. Dank Sanierung wurde Wohnen im Altbau wieder attraktiv und hipp: Wer es sich leisten konnte, zog aus den Plattenbausiedlungen aus. Seit 2002 hat sich mit den Programmen "Stadtumbau Ost" und "Soziale Stadt" das Erscheinungsbild von Gorbitz dann erheblich verändert. Einst graue Fassaden wurden seither modern verkleidet, Grundrisse wurden an heutige Bedürfnisse angepasst und neue Grünflächen wurden gestaltet.

Plattenbau und soziale Probleme - Ein Funken Wahrheit?

Mehr als 20.000 Dresdner nennen das Gebiet heute ihr zu Hause. Die Sozialstruktur ist stark durchmischt. Und doch wird Dresden-Gorbitz meist auf Plattenbau und soziale Probleme reduziert. Zum Teil gerechtfertigt: Das Haushaltsnettoeinkommen liegt unter dem Durchschnitt in Dresden. Allerdings, argumentiert Mathias Körner, müsse kaum ein Viertel solch große und vielfältige Aufgaben meistern, wie der Kiez am Westhang. Gorbitz habe nach 2015 so viele Asylsuchende aufgenommen, wie kein anderes Viertel. Die Reduzierung auf soziale Probleme und Kriminalität ergibt sich vor allem auch aus der negativen medialen Berichterstattung, unterstützt Sozialbürgermeisterin Kristin Klaudia Kaufmann auf dem Podium. In Berichten über Gewalt in der Neustadt, werden in der Regel Straßennamen genannt, ergänzt Körner wiederum. In seinem Kiez titeln Zeitungen normalerweise vom "Mord und Totschlag in Gorbitz", statt am Amalie-Dietrich-Platz, der derzeit hitzig diskutiert wird. Auch das starke bürgerschaftliche Engagement gerät oft in den Hintergrund. Seit diesem Jahr gibt es überdies erste Kulturdenkmäler: Im Sommer wurden ein WBS 70-Plattenbau, ein Brunnen und ein Großmosaik unter Denkmalschutz gestellt. Diesen Kampf hat Körner seit der Beantragung im Jahr 2010 mit ausgetragen.

Beim neuen "Talk im Café - Lebst du schon oder wohnst du nur?" beweist Mathias Körner eindrücklich, dass er der wohl größte Fürsprecher von Dresden-Gorbitz ist.

Der Gorbitz-Fan in Aktion beim "Talk im Café"

Warum kann Gorbitz locker mit dem Weißen Hirsch mithalten? Was macht Gorbitz ansonsten lebenswert? Und gibt es überhaupt noch Wohnungen in Gorbitz?

Antworten zu diesen und weiteren Fragen gibt es im neuen "Talk im Café - Lebst du schon oder wohnst du nur".

"Talk im Café - Lebst du schon oder wohnst du nur"

Den kompletten "Talk im Café" seht ihr ab dem 10. November im Programm von DRESDEN FERNSEHEN. Neben der Sozialbürgermeisterin diskutieren die Stadtteilinitiativen und Anwohner über Maßnahmen für ein attraktives Leben in allen Stadtteilen.

Und noch ein Hinweis: In der Woche vom 5. November stellen wir Euch im Rahmen der DREHSCHEIBE täglich einen Podiumsgast vor.

"Talk im Café" ist ein gemeinsames Veranstaltungsformat von DRESDEN FERNSEHEN, Haus der Kirche und der Evangelischen Landeskirche Sachsen. Regelmäßig wird im Café Dreikönig an der Hauptstraße 23 über kontroverse Themen - pro und kontra - diskutiert. Der Eintritt ist frei. DRESDEN FERNSEHEN zeichnet die ca. 1-stündigen Gesprächsrunden in voller Länge auf und zeigt sie im Programm.