Fr, 13.09.2019 , 16:59 Uhr

Technische Sammlungen: neue Ausstellungen rund ums "Gaming"

Dresden - Computerspielen in einem Museum? Kein Problem! Die Technischen Sammlungen haben eine Sonderausstellung zum Thema "Schöne neue Cyberwelt? Computerspiele und Gesellschaft" entworfen.

Machen Computerspiele süchtig, führen sie zu Vereinsamung, bedienen sie Rollenklischees und Gewaltphantasien, entfremden sie uns von der Natur – oder vermitteln sie wesentliche Fähigkeiten, erleichtern sie das Lernen, verbinden sie Menschen weltweit und eröffnen neue Horizonte? Diese Fragen diskutiert eine neue Ausstellung, die an der Professur für Computergraphik und Visualisierung der TU Dresden entstanden und vom 13. September an in den Technischen Sammlungen zu sehen ist. Die Ausstellung nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Zeitreise von den Anfängen der Computerspiele bis zur heutigen virtuellen Realität. Regelmäßig stellen Live-Player zentrale Computerspiele vor – und natürlich sind auch alle Gäste zum Spielen eingeladen.

Jeden Freitag, Samstag und Sonntag ab 14 Uhr sind Coaches der Fakultät Informatik vor Ort und geben Neu- und Nicht-Gamern einen Einblick. Die Spiele der Ausstellung bilden die Entwicklung des Computerspiels von den 1970er Jahren bis zur Gegenwart ab, die Bandbreite reicht von Pong über Minecraft bis hin zu nichtkommerziellen Independent Games. Ob beim Computerspiel die positiven oder negativen Aspekte überwiegen, sollen die Spielerinnen und Spieler selbst entscheiden und sich an der Diskussion in der Ausstellung beteiligen.

Heutzutage sind Computerspiele in beinahe alle unsere Lebensbereiche vorgedrungen. Sie stehen uns fast überall und jederzeit zur Verfügung. Unabhängig von Alter, Geschlecht oder Hautfarbe spielen Menschen sie auf dem gesamten Globus. Die Arten der Spiele sind unüberschaubar, sie reichen von brutalen Kriegsspielen bis hin zu philosophischen Erzählformen. Dabei nimmt die Zahl täglich zu, ihre Technik wird immer ausgefeilter, sodass die Grenzen zwischen der realen und der virtuellen Welt verschwimmen. Deshalb steigt auch das Interesse der Forschung an deren Untersuchung.

Um Computerspiele zu analysieren, nimmt die Spielewissenschaft gerne Bezug auf den niederländischen Kulturhistoriker Johan Huizinga und sein 1938 erschienenes Buch homo ludens. Im Gegensatz zum homo sapiens, dem wissenden Menschen und dem homo oeconomicus, dem wirtschaftlich rationalen Menschen, sieht Huizinga den homo ludens, den spielenden Menschen, als den eigentlichen Erschaffer der menschlichen Kultur. Dabei beschränkt er das Spielen nicht auf das reine Spiel, sondern er sieht Spielprinzipien in allen gesellschaftlichen Bereichen. Bezugnehmend auf die Theorie von Huizinga geht die Ausstellung „Schöne Neue Cyberwelt?“ der Frage nach, was ist das für eine Kultur, die in den Computerspielen erschaffen wird? Welchen Weg hat die Menschheit dabei beschritten? Machen Computerspiele süchtig und gewalttätig, führen sie zu Vereinsamung, zu Bewegungsarmut, zur Entfremdung von der Natur, zur Beeinflussung oder gar Unterdrückung? Oder vermitteln sie wesentliche Fähigkeiten, machen sie klüger, sozialer, erleichtern sie das Lernen, helfen sie Krankheiten heilen, verbinden sie Menschen weltweit und eröffnen neue Horizonte? Um auf diese Fragen Antworten zu geben, analysiert die Ausstellung Inhalte, Rollenbilder, Werte der Computerspiele und untersucht ihren Stellenwert in der Kunst, der Wirtschaft, der Politik und der Bildung.