Dresden - Der HC Elbflorenz hat am Wochenende sein Heimspiel gegen die TuS Nettelstedt-Lübbecke verloren. Gegen den Erstligaabsteiger reichte es vor mehr als 2300 Zuschauern in der BallsportArena trotz zwischenzeitlicher 5-Tore-Führung letzlich nur zu einem 25:27 (11:12).
Nach dem Spiel hatte man irgendwie das Gefühl, man hätte einen potenziellen Spitzenstudenten beim Studium schon dreimal durch die gleiche Prüfung rasseln sehen, ohne dass er jetzt noch eine Chance hat, das Studium erfolgreich abzuschließen. Unnötigerweise haben wir diesem Studenten (Studiengang 2. Liga) noch einmal alles gute für ein erfolgreiches Studium gewünscht.
Die Partie kann man getrost in drei Teile teilen:
1. Teil: Der Gegner wirkte vom Anfangskreis an, in welchem sich die Spieler vor der Partie auf das Spiel einschwören, bis zur 18. Minute relativ emotionslos und verunsichert. Zu diesem Zeitpunkt führte das Heimteam mit 8:3 und hatte eigentlich alles im Griff. Die gute Dresdner Abwehr wurde von einem stark haltenden Mario Hunhstock ergänzt. Er machte gleich mehrfach klare Einwurfchancen der Lübbecker zunichte. So zum Beispiel als er Peter Strosack aus einem Riesenwinkel von Außen noch den Ball abkaufte. Anschließend feuerte Michal Kasal von 11 Metern eine Rakete in Richtung TuS-Gehäuse und traf zum besagten 8:3. Vor allem der gut aufgelegte Henning Quade am Kreis und Julius Dierberg auf der linken Außenbahn, setzten für den HC in den ersten 30 Minuten im Angriff die wichtigsten Akzente. Und auch wenn er in der 2. Halbzeit durch die dritte Zeitstrafe das Parkett verlassen musste, war es Robin Hoffmann der in der HC Abwehr etwas herausstach.
2. Teil: Nach dem 8:3 verloren die Dresdner bis zur 39. Minute fast komplett den Faden und das Spiel. Bis zur Halbzeit erzielte man in knapp 11 Minuten nur noch 3 Treffer und kassierte 9. Dabei spielten dem Gegner sicher auch mehrfaches Überzahlspiel in die Karten, aber eben auch die Tatsache, dass der Bundesligaabsteiger diese Situationen konsequent nutze. Vor allem der vorher eher harmlose TuS-Rückraum kam jetzt immer besser in Partie. Spielmacher Lukasz Gierak und Rückraumschütze Valentin Spohn waren jetzt immer wieder erfolgreich oder Ausgangspunkt guter Aktionen. So drehte sich das Spiel nach und nach und der TuS führte aus Sicht der Sachsen zur Halbzeit vollkommen unnötig mit 11:12. Die entscheidende Phase folgte aber nach der Halbzeitpause, denn da verlor der HC die Partie. In der 39. Minute war es Valentin Spohn der für die Gäste das 15:20 erzielte. In den 9 Minuten dazwischen, hatte der HC sich einige Fehlwürfe z.B. aus einem sehr guten Winkel von Außen oder vom Strafwurfpunkt geleistet. Die Lübbecker erzielten ihrerseits den einen oder anderen schnellen Treffer oder nutzten ihre Überzahlsituationen. Mario Hunhstock sagte zu dieser Phase nach dem Spiel: „Ich hoffe mal nicht, dass einer erwartet hat, dass das ganze Spiel wie beim 8:3 durchläuft, weil dann hätten wir die falsche Erwartungshaltung. Zur Halbzeit liegen wir aber trotzdem irgendwie etwas unnötig zurück. Gerade am Ende der 1. Halbzeit passieren uns einfach zu viele leichte Fehler. Das bestraft Lübbecke natürlich mit der Qualität im Kader. Dafür musst du auch nicht brennen, um diese leichten Bälle dann im Tor unterzubringen. Das vor der Halbzeit kann passieren, da müssen wir zuhause drüberstehen. Was mich mehr ärgert ist die Startphase der 2. Halbzeit. Wir kommen nicht wirklich in Deckung und der Gegner vergrößert den Abstand. Das holst du dann auch nur schwer auf und es ist am Ende spielentscheidend, weil wenn du näher dran bist, ist es einfach leichter die Emotionen hochzuhalten und die Halle noch mehr mitzunhemen.“
3. Teil: Der HC hat die restliche Zeit Spiels damit zu tun dem Rückstand hinterherzulaufen. Nach einem De Santis-Treffer zum 16:20 und einem Kasal-Treffer zum 17:20 wirkte der Gegner auf einmal sehr verwundbar. Zwischen den beiden Treffern hatte der HC sogar erneut einen Strafwurf verworfen. Und nach den beiden Toren, ein wieder stäker werdender Mario Huhnstock von TuS-Außen Peter Strosack einen Siebenmeter gehalten. Der HC nutze die Phase des Gegners aber nicht konsequent und kassierte dann das 17:21. Die Dresdner blieben aber weiterhin dran und hatten sich in der 53. Minute, trotz Unterzahl, auf 23:24 herangekämpft. Die HC-Abwehr hatte mit 6 gegen 5 den Ball erkämpft und Rechtsaußen Nils Gugisch per Konter getroffen. Der TuS behielt aber die Nerven und machte in Überzahl durch einen gut aufgelegten Jens Bechtloff das 23:25 und in der 55. Minute und nach einem Fehlwurf des HC das 23:26. Damit war die Partie entschieden, denn auch wenn sich die Gegner gegen die immer offensivere HC Abwehr nicht wirklich durchschlagskräftig oder ideenreich präsentierte, reichte es zum am Ende verdienten 25:27 Sieg. HC Trainer Christian Pöhler brachte es nach dem Spiel ganz gut auf den Punkt: „Nach dem Abstand zu Beginn der 2. Halbzeit, haben wir das Momentum, dass wir am Drücker sind und diesen Druck an den TuS zurückgeben, nicht mehr zurückholen können.“ Zudem ergänzte er: „Die 2. Halbzeit war natürlich auch irgendwie ein Spiegelbild der Saison von beiden Mannschaften. Es gab eine Menge Aufs und Abs.“
Fazit: Der HC verpasst es vor über 2350 Zuschauern sein Punktekonto aufzubessern. Das Dresdner Publikum war von der ersten Minute an da und unterstütze die Mannschaft bravourös. Es war wirklich wieder eine tolle Kulisse. Bei aller handballerischen Klasse, die der Gegner wohlweislich hat, müssen sich die Hausherren schon knallhart analysieren, warum man einen 20-minütigen Spielabschnitt mit 10 Toren verliert (8:3 …15:20). Bei Kategorien wie Einsatz und Kampfgeist kann man der Mannschaft von Christian Pöhler keinen Vorwurf machen, aber es war eben an diesem Tag mehr drin. Das emotionale Pfund lag vor dem Spiel eindeutig auf Seiten der Hausherren. Und auch wenn der TuS unbestreitbar einen der besten Kader der Liga hat, zeigte das Spiel auch eindeutig, warum die Gäste ihre hohen Ziele schon länger zu den Akten gelegt haben. Aber eben leider auch, warum der HC im Abstiegskampf derzeit nicht entscheidend weiterkommt. Vor allem die zweitschwächste Offensive der Liga, bringt die Dresdner immer wieder in Schwierigkeiten. Die Diskrepanz zur immerhin siebtstärksten Defensive ist derzeit insgesamt einfach zu groß. So tut der HC gut daran, der „Kampfschwein-Komponente“ nun schnell noch etwas hinzuzufügen und das konstant. Vielleicht hatte Christian Pöhler diese zusätzliche Komponente schon im Kopf als der nach dem Spiel dem sagte: „Der TuS-Rückraum hatte in der 2. Halbzeit einfach mehr Mut. Ich hätte mir bei meiner Mannschaft aus dem Rückraum natürlich den gleichen Mut gewünscht.“ Im Derby nächste Woche wäre es gut diesen Mut zu zeigen.
Quelle: Wolfram Wegehaupt