Mo, 19.03.2018 , 10:22 Uhr

TU Dresden sagt Essstörungen den Kampf an

Dresden - Wissenschaftler der TU Dresden bieten mit everyBody Plus ein kostenloses Online-Programm zur Wartezeitüberbrückung für Patientinnen mit Essstörungen an. Auch Krankenkassen bewerben das Programm bereits.

Offiziell leiden in Deutschland über 700.000 Menschen an einer Essstörung. Die Dunkelziffer liegt weitaus höher. Gerade Frauen mit Bulimie oder Binge Eating Störung warten meist sehr lang, bis sie sich entscheiden, professionelle Hilfe zu suchen. Haben sie sich schließlich für eine Behandlung entschieden, landen sie häufig auf langen Wartelisten, denn spezialisierte Angebote auf diesem Gebiet sind rar. Belegt ist allerdings, dass die Chancen auf Besserung größer sind, wenn es den Patienten frühzeitig gelingt, Essanfälle und gegensteuernde Maßnahmen zu reduzieren.

Psychologen der TU Dresden bieten Frauen mit einer Essstörung die Möglichkeit, die Wartezeit auf eine ambulante Psychotherapie durch eine Teilnahme am Online-Programm „everyBody Plus“ sinnvoll zu überbrücken. everyBody Plus besteht aus acht Sitzungen, die wöchentlich freigeschaltet werden. Das Programm vermittelt detaillierte Informationen über die Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen, hilft Betroffenen, ihre persönliche Geschichte der Essstörung besser zu verstehen und vermittelt Fertigkeiten, um auf Essanfälle und gegensteuerndes Verhalten wie Erbrechen zu verzichten. Außerdem kann das Programm dazu beitragen, die Körperzufriedenheit zu verbessern.

Jede Teilnehmerin erhält wöchentlich eine individuelle Rückmeldung durch eine Diplom-Psychologin zu ihren Einträgen im Programm und hat die Möglichkeit, sich ein einem moderierten Diskussionsforum mit anderen Teilnehmerinnen auszutauschen. Eine zugehörige Smartphone-App hilft außerdem dabei, das problematische Essverhalten im Blick zu behalten und Erfolge zu protokollieren.
everyBody Plus wurde an der Stanford School of Medicine und am Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Technischen Universität Dresden unter der Leitung von Prof. Dr. C. Barr Taylor und Prof. Dr. Corinna Jacobi entwickelt. Im Rahmen einer Studie steht das Programm nun Frauen ab 18 Jahren offen, die aufgrund einer Bulimie, Binge Eating Störung oder einer anderen Essstörung mit regelmäßigen Essanfällen eine ambulante Behandlung in Anspruch nehmen möchten. Die Teilnahme ist freiwillig, anonym und kostenlos. Frauen mit Untergewicht können aufgrund des erhöhten medizinischen Risikos nicht teilnehmen, ebenso Frauen, die auf eine stationäre Therapie warten.