Dresden - Aufgrund der Corona-Beschränkungen kann Dresdens größte Tanzdemonstration dieses Jahr nicht wie gewohnt stattfinden. Doch statt die Parade komplett abzusagen hat sich der Tolerave e.V. ein neues Konzept einfallen lassen, mit dem auch 2020 wichtige Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Solidarität gesetzt und auf die Belange der Clubkultur aufmerksam gemacht werden kann.
Seit 2015 zieht die Tolerade jährlich im Mai durch die Straßen der sächsischen Landeshauptstadt. Mit einer Mischung aus klaren politischen Statements für Vielfalt, Toleranz und Solidarität, Dutzenden mobilen Bühnen für unterschiedlichste Musikgenres und mehreren tausend tanzenden Teilnehmenden ist sie über die Grenzen Sachsens hinaus bekannt geworden. Doch 2020, in ihrem sechsten Jahr, hätte sie aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht wie gewohnt stattfinden können. In den letzten Wochen haben sich die Mitglieder des federführenden Tolerave e.V. dafür ein neues Demonstrationskonzept einfallen lassen. Obwohl beispielsweise ein Video-Livestream über das Internet, wie sie zahlreiche Akteure der Clubszene über die letzten Wochen hinweg durchführten, durchaus naheliegend schien, entschied man sich bewusst für das Medium Radio. Die Parade findet nun als zehnstündiges Sonderprogramm auf dem freien Sender Coloradio statt. Damit wolle man eine verzögerungsfreie Übertragung gewährleisten und zudem die soziale Komponente der Demonstration nicht ganz wegfallen lassen, so Lennart Happe vom Tolerave e.V. Er erhoffe sich, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer ihre Radios beispielsweise mit auf den Balkon oder in den Park nehmen würden und so auch Menschen zuhören und teilnehmen können, die nicht gerade die Coloradio-Frequenz eingeschaltet haben. So findet die Tolerade gewissermaßen nicht nur auf einer Straße, sondern in der ganzen Stadt gleichzeitig statt.
Wie jedes Jahr stehen zahlreiche politische Themen im Fokus, die diesmal auf sechs "Floors" mit je einer Stunde Sendezeit behandelt werden - Freiräume, Gesundheit, Menschenrechte, Umwelt & Klima, Flucht & Asyl und Gleichberechtigung. Fast 50 Vereine, Initiativen, Veranstaltungsorte und Einzelakteure aus der Dresdner Club- und Subkultur haben daran mitgearbeitet. Dabei wird natürlich auch die Musik nicht zu kurz kommen, schließlich repräsentiert die Tolerade auch einen Querschnitt der elektronischen Musik- und Partyszene. Die hat es aufgrund der Coronakrise aktuell besonders schwer. Das Klubnetz Dresden erarbeitet daher aktuell ein Positionspapier mit gleichgesinnten Interessenvertretungen aus Chemnitz und Leipzig, um die Landesregierung zu Hilfsmaßnahmen für Diskotheken und Clubs zu bewegen. Auch diese seien schließlich wichtige Bestandteile des sächsischen Kulturlebens, so Pierre Tannert vom Klubnetz Dresden. Auch wenn die Tolerade in diesem Jahr ihre Belange nicht lautstark auf der Straße kundtun kann, so erhoffe man sich dennoch große Aufmerksamkeit.
Die Toleradio Sendung startet am Samstag, den 16.05. um 14.00 Uhr und endet gegen Mitternacht. Einschalten kann man in Dresden auf UKW 98,4 MHz und 99,3 MHz, sowie über den Internetstream auf www.coloradio.org. Weitere Informationen zur Arbeit des Tolerave e.V. finden Sie auf www.tolerave.de.