Mi, 01.04.2020 , 17:34 Uhr

Uniklinik Dresden informiert Patienten per SMS

Dresden - Mit Hilfe des neuen SMS-Benachrichtigungsdienstes des Uniklinikums Dresden ist es ab sofort möglich, Patienten in Echtzeit darüber zu informieren, wie lange die Wartezeit in der Ambulanz beträgt und damit unnötige Kontakte im Wartezimmer zu vermeiden. Außerdem können auf diesem Weg auch negative Corona-Testergebnisse direkt von der Infektions-Fachambulanz zum Mobiltelefon des Patienten übermittelt werden.

 

Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden hat innerhalb weniger Tage ein neues Benachrichtigungssystem für die Patienten seiner Ambulanzen etabliert. Auf diese Weise reduziert das Uniklinikum die Zahl der Patienten, die sich gleichzeitig in den Warteräumen der Ambulanzen aufhalten. Hierdurch lässt sich das Risiko für eine mögliche Virus-Infektion weiter senken. Durch das unkomplizierte wie schnelle Versenden von SMS auf die Mobiltelefone der Patienten ist es möglich, sie in Echtzeit darüber zu informieren, falls sich Termine verzögern. Da die Kurznachrichten über das Klinikinformationssystem des Uniklinikums vom PC aus versendet werden, ist der neue Service auch für die Ambulanzteams eine Arbeitserleichterung. Mit dem neuen System können auch negative Befunde der von der Infektions-Fachambulanz vorgenommenen Tests auf das Corona-Virus schnell und direkt an die Patienten übermittelt werden. Voraussetzung für den Service ist, dass die Patienten ihre Mobilfunk-Nummer in die Patientenakte eintragen lassen und ihr Einverständnis zur SMS-Kommunikation erteilen, was sich jedoch jederzeit widerrufen lässt.

In den Zeiten der Sozialen Medien erscheinen SMS (Short Message Servie - Kurznachrichtendienst) ein wenig antiquiert. Und doch lassen sich diese Nachrichten nach wie vor von jedem handelsüblichen Mobilfunktelefon ohne Voreinstellungen unkompliziert empfangen und versenden. Diese Universalität machte sich ein Team aus Ärzten und Informatikern des Dresdner Uniklinikums zu eigen und entwickelte eine Funktion innerhalb des klinikumsweit eingesetzten Klinikinformationssystems ORBIS. Innerhalb weniger Tage ist es gelungen, das System in ersten Spezialambulanzen des Dresdner Uniklinikums auszurollen. Im ersten Schritt wurden Bereiche umgestellt, in denen chronisch kranke Patienten versorgt werden, die trotz der gegenwärtigen Pandemiesituation regelmäßige Termine wahrnehmen müssen, um mitunter lebenswichtige Medikamente zu bekommen. Der Betrieb startete zum Beispiel in den Ambulanzen der Medizinische Klinik I, die viele ältere Patienten mit Krebserkrankungen oder schweren Lungenerkrankungen betreut. Sie sind bei der derzeitigen SARS-CoV-2-Pandemie besonders gefährdet.

„Mit dem neuen SMS-Dienst und der damit verbundenen Umstellung auf das "dynamische Wartezimmer" gelingt es uns, die Zahl der Patienten in den Wartebereichen zu reduzieren und damit einen Beitrag dazu zu leisten, die besonders für unsere Patienten hochgefährlichen Infektionsketten zu unterbinden", sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden. „Auch wenn die Lösung auf den ersten Blick simpel erscheint, braucht es den Willen unterschiedlicher Professionen, mit Nachdruck eine solche Innovation im Alltag zu etablieren. Die jetzt eingeführte Lösung ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum digitalen Uniklinikum."

In der Praxis wird dieser SMS-Service nun erstmalig allen Patienten bestimmter Ambulanzen bei der Anmeldung angeboten. Willigen die Patienten ein, können sie im Fall einer längeren Wartezeit erst einmal wieder gehen. Der Gang durch die Parks des Klinikums-Campus und eine Pause auf einer der vielen Parkbänke oder in den großzügigen Foyers verringert das Infektionsrisiko, das in einem gut besetzten Wartezimmer herrscht. Statt direkt vom Tresen zum Arzt aufgerufen zu werden, schicken die Arzthelferinnen oder Ambulanzschwestern mit einem Vorlauf von einigen Minuten eine SMS an den nächsten wartenden Geländegänger, sodass dieser rechtzeitig zum Arzttermin zurückkommen kann. Hat der Patient sein Einverständnis gegeben, lassen sich auch längerfristig vergebene Termine auf diesem Weg verschieben und einfacher koordinieren.

Doch nicht nur Termine können so unkompliziert kommuniziert werden. Über diese neue digitale Lösung ist es auch möglich, andere wichtige Informationen mit den Klinikumspatienten auszutauschen. Diese Funktion wird auch in der Corona-Ambulanz des Klinikums genutzt, um schnell und direkt über negative Testresultate zu informieren. Dass diese neue Form der Kommunikation mit Patienten umgesetzt wurde, ist Dr. Robin Weidemann und einem Team von Mitarbeitern des Zentrums für medizinische Informatik des Uniklinikums zu verdanken. Parallel zu seiner klinischen Tätigkeit als angehender Facharzt für Innere Medizin entwickelt Dr. Weidemann für das Uniklinikum neue Versorgungskonzepte für eine digitalisierte Medizin. Er gehört auch zu den Initiatoren des „Clinicum Digitale" – einer ärztlichen Fortbildungsveranstaltung zur Digitalisierung in der Medizin, die in Kooperation mit der Sächsischen Landesärztekammer und der TU Dresden veranstaltet wird.

Neben den technischen und administrativen Fragen muss das Team um Dr. Weidemann auch wichtige Aspekte des Datenschutzes klären. Denn die Patienten erhalten auf einem bisher hierfür nicht genutzten Weg ausgewählte Daten zu ihrer Behandlung. Selbst die Informationen, wo und wann der Behandlungstermin stattfindet, ist schützenswert, da sie prinzipiell der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen. Deshalb müssen die Patienten ihr Einverständnis erklären, wenn sie ausgewählte Informationen via Kurznachricht zum Zweck der schnellen und vereinfachten Kommunikation im Rahmen einer ambulanten oder stationären Krankenhausbehandlung erhalten wollen. Selbstverständlich ist die einmal gegebene Einwilligung zur Verwendung der Mobilfunknummer für den Versand von Kurznachrichten jederzeit widerrufbar.