Di, 12.07.2022 , 21:07 Uhr

Verhandlungen über Benin-Bronzen können starten

Sachsen - Für die Verhandlungen zur Rückübertragung des Eigentums an den Benin-Bronzen in den Völkerkundemuseen Leipzig und Dresden an Nigeria hat das sächsische Kabinett grünes Licht gegeben.

Laut einer, am 1. Juli besiegelten Vereinbarung zwischen Deutschland und Nigeria, werden die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und das Kulturministerium nach Angaben vom Dienstag mit der nigerianischen Seite über den künftigen Besitz, Leihgaben und Ausstellungen sowie weitere Kooperationen sprechen. Es solle gemeinsam ein Weg gefunden werden zum künftigen Umgang mit den 262 in den Staatlichen Ethnologischen Sammlungen (SES) befindlichen Kunstwerken, die unrechtmäßig aus dem damaligen Königreich Benin entwendet wurden.

Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) sagte, dass die Rückübertragung des Eigentums der Benin-Bronzen ein wichriger Schritt zur Aufarbeitung der Kolonialgeschichte sei. Man stelle sich gemeinsam mit anderen großen deutschen Museen der historischen Verantwortung. Darüber hinaus eröffne sich die Chance für Kooperationen sächsischer und nigerianischer Museen.

Die SES seien schon länger “in konstruktivem Kontakt mit Nigeria”, sagte deren Direktorin Léontine Meijer-van Mensch. Es solle gemeinsam entschieden werden, welche Bronzen übergeben werden und welche als Leihgaben bleiben und die nicht aus Unrecht herstammenden Objekte dieser Art in den beiden Völkerkundemuseen ergänzen.

Die SES haben nach Berlin den zweitgrößten Bestand an Stücken, die auf britische Plünderungen im Palast des Königreichs Benin 1897 zurückgehen und auf unterschiedlichen Wegen nach Leipzig und Dresden kamen. Neben Bronzefiguren, Köpfen von Königen und Tieren sind Reliefplatten, Elfenbein und kleinere Objekte wie Armbänder darunter.

Mit Unterzeichnung der "Gemeinsamen Erklärung zur Rückgabe der Benin-Bronzen" war am 1. Juli in Berlin der Rahmen für die Übertragung der Eigentumsrechte an den insgesamt etwa 1100 wertvollen Stücken in deutschen Museen und Einrichtungen an die Bundesrepublik Nigeria geschaffen worden.

Die SKD sind führend in der Provenienzforschung und haben bereits, bei entsprechenden Voraussetzungen, zahlreiche Kunstwerke an frühere Eigentümer zurückgegeben. So erfolgten nach Ministeriumsangaben bisher über 500 Restitutionen aus NS-verfolgungsbedingtem Entzug, fast 3700 aus den sogenannten Schlossbergungen in der Sowjetischen Besatzungszone und über 1400 aus Sachverhalten aus DDR-Zeiten. (mit dpa)

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