Do, 09.11.2023 , 13:59 Uhr

(VIDEO) - Reichspogromnacht 1938 - Sachsen gedenkt heute an Terror-Nacht gegenüber dem jüdischen Volk

Sachsen - Der Freistaat gedenkt am heutigen 9. November an die Reichspogromnacht. Vor mehr als 80 Jahren setzten organisierte Schlägertrupps in der Nacht vom 9. zum 10. November jüdische Geschäfte, Synagogen und andere Einrichtungen in Brand. Tausende Jüdinnen und Juden mussten ihr Leben lassen, wurden misshandelt oder verhaftet. Dieser Tag steht für den Antisemitismus in Deutschland und ging als einer der schwärzesten Tage in die Geschichte ein.

In dem nachfolgenden Video geben wir eine sachsenweite Zusammenfassung der heutigen, bisherigen Ereignisse.

Chemnitz - Der Angriffskrieg der Hamas in Israel sorgt am heutigen Tag für eine besondere Aktualität. Zur Kranzniederlegung in Chemnitz kamen Menschen mit Israelflaggen und Plakaten, die die Opfer des Krieges in Israel zeigten.

Bautzen - Wie die Stadt berichtet, hat eine Gedenkveranstaltung auf dem jüdischen Friedhof in Bautzen stattgefunden. Bürgermeister Robert Böhmer erinnerte in seiner Rede an die Ereignisse vom 9. und 10. November 1938, als jüdische Mitbürger durch die Stadt getrieben, beleidigt und gefoltert wurden. Pfarrer Michael Kleiner vom Bildungsgut Schmochtitz St. Benno sprach ein Gebet.

Leipzig - In der Messestadt ist zur Gedenkstätte in der Gottschedstraße geladen worden. Dabei hat unter anderem der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, Küf Kaufmann, zu der Bevölkerung gesprochen. Für Oberbürgermeister Burkhard Jung ist der Termin ganz klar Teil einer großen Verantwortung.

Dresden - Ministerpräsident Michael Kretschmer und der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden, Dirk Hilbert, nahmen am Morgen am Gedenken an die Opfer der Shoa am Alten Leipziger Bahnhof in Dresden teil. Aus diesem Anlass sprachen der Ministerpräsident und Oberbürgermeister auch zu den Gästen und legten im Anschluss einen Kranz nieder.

An der Gedenkstunde beteiligten sich auch Vertreterinnen und Vertreter der drei in Dresden ansässigen jüdischen Gemeinden, des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden und des 2022 gegründeten »Förderkreises Gedenk- und Begegnungsstätte Alter Leipziger Bahnhof« . Zu ihnen gehört Renate Aris, eine der letzten Überlebenden der Shoah in Sachsen. Der ehemalige Güterbahnhof Alter Leipziger Bahnhof war während des Zweiten Weltkrieges Ausgangs- und Durchgangsort für Deportationen in die Konzentrations- und Vernichtungslager.

"Der Kampf gegen Antisemitismus ist eine Bürgerpflicht."

sagt MP Kretschmer in seiner Rede und sagte auch dem Rechtsextremismus den Kampf an. Seine Ansprache beendete er mit den eindrücklichen Worten

"Nie wieder Holocaust, nie wieder Antisemitismus, nie wieder die Vernichtung von Personengruppen und die Sorge jüdischer Menschen in unserem Land, aber auch nie wieder die Unfähigkeit von Demokraten sich nicht zu einigen - das ist doch die Lehre aus der furchtbaren Zeit des Nationalsozialismus."

André Lang von der Jüdischen Gemeinde aus Dresden warnt explizit vor dem Erstarken der AfD. Lang kann über PEGIDA, Freie Sachsen und Pro-Palästina-Demos nur den Kopf schütteln. Er fragt sich, was dies noch mit Demokratie und Meinungsfreiheit zu tun habe.

Ähnlich äußert sich Renate Iris, die mit Nachdruck forderte den Alten Leipziger Bahnhof zu einem würdigen Gedenkort zu machen. Sie macht sich außerdem Sorgen über die nur noch geringe Anzahl an Zeitzeugen, im Interview erzählt sie:

"Ich bin die letzte Überlebende im Großraum Dresden und Leipzig. Wenn ich nicht mehr bin, ist kein Ansprechpartner mehr da, der es aus eigenem Erleben erzählen kann und Geschichte wird oft verfälscht, die richtet sich manchmal jeder so ein, wie er sie haben möchte."

Am Jahrestag der Anschläge auf Synagogen und jüdische Geschäfte 1938 hat Landtagspräsident Matthias Rößler einen neu aufflammenden Hass gegen Juden in Deutschland beklagt. Es beschäme ihn, wenn Juden hierzulande wieder in Angst lebten, ihr Judentum in der Öffentlichkeit verbergen müssten und radikale Muslime auf Straßen ungehindert ihren Hass auf Juden äußerten, erklärte der Christdemokrat am Donnerstag. (dpa)

"Mein Appell ist hier deutlich: Gehen wir als Demokraten dagegen vor – wo und wie es nur geht!"