Dresden - Der „Future Mobility“-Inkubator von Volkswagen zündet die nächste Stufe. Der Dresdner Brutkasten für junge Startup-Unternehmen in der Gläsernen Manufaktur wagt den Schritt auf die internationale Bühne. Künftig sollen auch Startups aus Israel und Osteuropa nach Sachsen gelockt werden. Gleichzeitig erweitert sich der Schwerpunkt des Inkubators. Neben Dienstleistungen rund um die Mobilität ist jetzt auch die Industrie 4.0 ein Thema.
Der „Future Mobility“-Inkubator hat am 1. August 2017 mit sechs Startups den Betrieb aufgenommen. Die Teams ziehen jeweils für sechs Monate ein und müssen nach drei Monaten ihre ersten Ergebnisse vorlegen. Der Inkubator richtet sich gezielt an gründungswillige Studenten und Wissenschaftler. Teil des Programms ist eine finanzielle Unterstützung von Volkswagen Sachsen in Höhe von 15.000 Euro pro Startup.
Die Gläserne Manufaktur bietet den Gründern neben der finanziellen Hilfe außerdem eine Betreuung durch Mentoren und Coaches, eine Arbeitsumgebung in der Manufaktur und eine IT-Infrastruktur. Zusätzlich haben die Teilnehmer Gelegenheit, Kontakt mit Forschern, Entwicklern, Mobilitätsexperten und Entscheidern von Volkswagen aufzunehmen. Sie können sich zudem von der Sächsischen Aufbaubank (SAB) beraten lassen, profitieren von der Nähe zur Startup-Szene und erhalten finanzielle als auch personelle Unterstützung durch die Landeshauptstadt Dresden, unter anderem beim Wohnen.
„Bei den ersten beiden Klassen haben wir die Startups für den Inkubator vor allem in Deutschland gesucht. Weil es jedoch auch international viele spannende Firmen und Gründer gibt, werden wir unseren Fokus ab der dritten Klasse erweitern“, sagt Marco Weiß, Head of New Mobility & Innovations in der Gläsernen Manufaktur in Dresden. Im Blickpunkt stünden bekannte Startup-Hotspots wie zum Beispiel Riga, Prag und Tel Aviv mit ihrer lebendigen Tech-Szene. Ein weiterer Pitch, bei denen Unternehmen sowie gründungswillige Studenten und Wissenschaftler ihre Ideen vor einer Jury präsentieren können, seien zudem auf der Cebit in Hannover geplant.
Dass insbesondere Osteuropa nach wie vor großes Potenzial hat, zeigte bereits der Anfang April von der VW-Tochter Skoda mitorganisierte „Smart Mobility Hackathon“ in Prag. „Die Veranstaltung lief sehr gut. Zum einen war die Resonanz unglaublich, zum anderen ist uns dort eine interessante Firma aufgefallen, die mit einer App Schlaglöcher auf der Straße erfasst und mit diesen Informationen eine Karte erstellt, welche andere Verkehrsteilnehmer warnt“, berichtet Marco Weiß, der ähnlich erwartungsvoll Richtung Baltikum blickt. „Es gibt in der Region viele gute ausbildete junge Leute. Allerdings kann sie die Industrie vor Ort nicht alle aufnehmen. Deshalb gründen nicht wenige eine eigene Firma und suchen dann Investoren, die bei ihnen einsteigen.“
Dabei ergibt sich häufig für beide Seiten eine Win-win-Situation. „Während die Startups von unserem Investment und unserer Infrastruktur profitieren, ist es für uns von Vorteil, dass sie die jeweiligen Märkte gut kennen und in der Region über ein Netzwerk verfügen“, erklärt Marco Weiß. Neben zwei oder drei deutschen Startups, die unter anderem im Rahmen der diesjährigen Cebit im Juni in Hannover gesucht werden, sollen durch die internationalen Sichtunge
Abgeschlossen sind die Weichenstellungen für die Zukunft damit aber noch nicht. Denn auch ein anderes Ereignis wirft seine Schatten voraus. Da Volkswagen ab 2020 in Dresden mit der Produktion des VW I.D. als erstem reinen Elektroauto beginnt, hat das ebenfalls Auswirkungen auf den Inkubator. „Unsere Palette wird sich vergrößern. Zusätzlich zu unserem bisherigen Schwerpunkt, der sich mit dem Wandel vom Fahrzeughersteller zum Mobilitätsdienstleister beschäftigt, wird sich der Inkubator demnächst auch dem Thema Industrie 4.0 widmen.“
So seien beispielsweise Automatisierungslösungen in Logistik und Materialplanung denkbar. Darüber hinaus könnten Roboter gute Dienste für verbesserte Arbeitsergonomie oder als Assistenten von Monteuren leisten.
„Zudem suchen wir auch Startups, die mit neuen Technologien bei der Absicherung von Roboterstationen Lösungen anbieten können. In bestehenden Fabriken sind sie oft in einer Art Käfige eingebettet. Künftig könnte dies überflüssig sein, indem man die Absicherung zum Beispiel mit Hilfe von verschiedenen Sensorfeldern im Boden bewerkstelligt“, sagt Weiß und fügt an: „Anwendungen ergeben sich auch bei Aufgaben wie dem Einbau von Lautsprechern oder dem Himmel in ein Auto.“ Gerade für letztere Aufgabe würden momentan drei Mitarbeiter benötigt. Eigentlich seien es sogar noch mehr, weil es aufgrund der ergonomisch ungünstigen Position immer wieder einen Wechsel der Teams geben müsse. „In solchen Fällen können Roboter den Arbeitern assistieren und sie so entlasten“, sagt Weiß.