Sachsen - Deutschland muss nach Ansicht des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer bei einer diplomatischen Lösung des Ukraine-Konfliktes aktiver werden.
Das sei über Jahrzehnte eine Stärke der Bundesrepublik gewesen. Deutschland genieße sehr viel Vertrauen in der Welt, weil es sich seiner eigenen Geschichte gestellt hat, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Deutsche Bundeskanzler und Außenminister seien in den schwierigsten Konflikten gesprächsbereit geblieben und hätten bei der Vermittlung von Frieden geholfen. Waffen seien nicht wichtiger als Gespräche. Deutschland sei durch seinen Umgang mit der Geschichte zu einem glaubwürdigen Verhandlungspartner geworden, betonte Kretschmer. Die Vermittlungsmission sei zugleich ein Thema der Europäischen Union, der Europäer. Der Krieg finde hier statt, die USA sei Tausende Kilometer entfernt. Deshalb sei es zuerst Aufgabe der Europäer, eine Lösung für den Konflikt zu finden. Die in der Ukraine angerichtete Zerstörung sei gewaltig. Das Sterben müsse aufhören, so Kretschmer.
Der Ministerpräsident hatte sich bereits im Frühjahr wiederholt für eine diplomatische Lösung ausgesprochen und dabei die Formulierung geprägt, der Krieg müsse «eingefroren» werden.
Dafür war er offen kritisiert und angefeindet worden, unter anderem vom früheren ukrainischen Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk. Kretschmer blieb allerdings seiner Linie treu und verwies darauf, dass es keine Alternative zu einem Waffenstillstand gebe und es zu einem Kriegsende kommen müsse. Inzwischen sieht er sich etwa durch Äußerungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und anderer bestätigt. (mit dpa)