Fr, 30.12.2022 , 13:00 Uhr

Warnungen über soziale Medien: Weltkriegsmunition

Leipzig/Dresden- Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigen noch immer Blindgänger regelmäßig den Freistaat. Vor allem bei Bauarbeiten kommt in Sachsen nach wie vor alte Weltkriegsmunition ans Licht. Um die Bevölkerung in solchen Fällen zu warnen und gefährdete Ortsteile zu evakuieren, werden dabei soziale Medien immer wichtiger, wie Michael Klahre, Pressesprecher der Feuerwehr Dresden, sagte.

Bei einem Einsatz im Oktober in der Landeshauptstadt habe die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Feuerwehr und Polizei gut funktioniert. Auch der Informationsbedarf der Bevölkerung sei sehr groß. Deshalb setzten die verantwortlichen Stellen zunehmend auf Twitter und Co, um in kurzer Zeit über die Entwicklungen zu berichten. «Die Medien würden die Meldungen ebenfalls weiterverbreiten. Es gäbe sogar einen Livestream. Diese Krisenkommunikation sei für viele Bürger sehr wichtig, dies würden Rückmeldungen zeigen, erläuterte Klahre den diesjährigen Einsatz in Dresden-Friedrichstadt, bei dem wegen einer 250-Kilo-Bombe mehr als 3000 Menschen ihre Häuser verlassen mussten. Weltkriegsmunition würde uns noch viele Jahre beschäftigen, vermutet Klahre. Noch zeige sich kein Trend, dass solche Funde über die Jahre seltener würden, bestätigte eine Sprecherin des Landespolizeipräsidiums. 2021 sei der Kampfmittelbeseitigungsdienst in Sachsen zu 670 Einsätzen gerufen worden. Es kam zu fünf Entschärfungen und 35 Sprengungen am Fundort. Die Zahlen für 2022 lägen voraussichtlich kommenden Februar vor, hieß es. Die jährlichen Kosten für die Kampfmittelräumung und deren Vernichtung beliefen sich im Freistaat auf bis zu sechs Millionen Euro.

Nach dem diesjährigen Bombenfund in Leipzig denke die Stadt darüber nach, zukünftig mit Straßenbahndurchsagen und elektronischen Anzeigen an Haltestellen auf anstehende Evakuierungen hinzuweisen, sagte Stadtsprecher Matthias Hasberg. Die Ankündigung in den sozialen Netzwerken allein habe nicht gereicht, damit Anwohner ihre Häuser verlassen haben oder die Cafés schlossen. Erst Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr vor Ort hätten diese gewünschte Wirkung. Aber dies sei personalintensiv. Die Stadt Chemnitz zieht nach der Entschärfung einer 250-Kilo-Bombe im November positive Schlüsse. Der Alarm- und Einsatzplan der Stadt und die Evakuierungen seien zufriedenstellend verlaufen, sagte eine Sprecherin. Die Evakuierung betraf rund 1000 Menschen. Im Wesentlichen träfe man bei der Bevölkerung auf Verständnis. Bei den drei größeren Bombenfund-Einsätzen 2022 in Dresden, Leipzig und Chemnitz sei die Zusammenarbeit zwischen Kampfmittelräumdienst und zuständigen Behörden gut verlaufen, resümierte das Polizeiverwaltungsamt Sachsen. Nach dem Brand auf einem Sprenggelände im Berliner Grunewald in diesem Sommer werde derzeit auch das Brandschutzkonzept in Sachsen geprüft und womöglich entsprechend angepasst. Die Lagerung von Kampfmitteln erfolge in speziell dafür vorgesehenen Bunkern, hieß es aus dem Polizeiverwaltungsamt. (dpa)

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