Sa, 05.08.2023 , 06:45 Uhr

Warum werden im Großen Garten gesunde Bäume gefällt?

Dresden - Was soll das denn? Wegen des Klimawandels werden im Großen Garten in Dresden rund 100 Bäume gefällt. Doch die sind nicht etwa von Schädlingen befallen oder durch Dürre gestorben, sondern eigentlich kerngesund. Doch was zunächst absurd klingt hat fachliche Hintergründe, denn es geht um eine Baumart, die alle anderen im Park zu vertreiben droht. Und dabei können die Dresdnerinnen und Dresdner sogar selbst mit anpacken.

Der Große Garten in Dresden steht vor großen Herausforderungen angesichts des Klimawandels. Dr. Claudius Wecke von den staatlichen Schlössern, Burgen und Gärten Sachsens spricht im Interview darüber, wie extreme Wetterbedingungen, einschließlich trockener Sommer und milder Winter, die Bäume beeinträchtigt haben. Seit 2018 wurden viele Bäume in den Anlagen stark beschädigt und einige mussten gefällt werden. Es gibt jedoch auch Gewinner, wie der Spitzahorn, der in der Lage ist, die entstandenen Lücken schnell zu füllen. Mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der TU Dresden wurde nun festgestellt, dass bereits 96 % der nachwachsenden Jungbäume aus Spitzahorn bestehen. Dieser wächst besonders schnell und raubt den anderen Arten mit seinen großen Blättern Licht und Platz zum Wachsen. Ohne Maßnahmen könnten in Zukunft also Monokulturen entstehen, wie sie bereits in Teilen der Lausitz und in den Mittelgebirgen beobachtet wurden. Die sind dann wiederum besonders anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Mehr Bäume sind also nicht automatisch besser für den Wald.

Der Große Garten beherbergt etwa 150 verschiedene Arten, darunter auch sehr seltene und exotische Sorten. Um die Vielfalt zu erhalten und zu fördern, ist das Ziel, auch in Zukunft mit den einheimischen, standortangepassten Arten zu arbeiten. Außerdem soll bis Ende des nächsten Jahres eine kleine Baumschule im nördlichen Bereich des Palaisteichs angelegt werden. Zuvor erhalten interessierte Dresdnerinnen und Dresdner, die sich der historischen Anlage besonders verbunden fühlen, aber auch die Gelegenheit selbst mit anzupacken. Im Rahmen eines Parkseminars bekommen sie Wissen vermittelt und dürfen bei einem Praxisteil im Oktober selbst mit anpacken: rund 100 Spitzahornen soll es dann an den Kragen, bzw. die Borke gehen. Zudem wird eine Sichtachse freigelegt werden, wie Claudius Wecke in zwei ausführlichen Interviews mit Redakteurin Laura Kirsten erläutert. Anmeldungen zum kostenfreien Parkseminar sind bis zum 29. September per E-Mail an klimawandel@schloesserland-sachsen.de möglich. Die Anzahl der Plätze für den praktischen Teil am 14. Oktober ist auf 75 begrenzt.  Alle Infos zum Seminar gibt es auf der Website des Schlösserland Sachsen.

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