Von der allgemeinen Preisspirale bei den Kosten für Immobilien bleibt auch Sachsen nicht verschont. Besonders die Städte des Freistaates können sich der hohen Nachfrage nicht entziehen, sodass die Immobilienpreise in Leipzig innerhalb von fünf Jahren um mehr als 120 Prozent gestiegen sind. Wir schauen uns die aktuellen Preise für Wohnungen und Häuser in den sächsischen Städten näher an und werfen einen Blick auf die Hauptstadt Dresden.
Blickt man auf die Immobilienpreise in Sachsen, gehen die Kosten für Wohnungen oder Häuser in Städten steil nach oben. Neben dem Anstieg von mehr als 100 Prozent in fünf Jahren für Immobilien in Leipzig mussten Käufer seit 2017 mit um 50 Prozent höheren Preisen rechnen. Eine Übersicht der Wohnungspreise in Dresden zeigt, dass der Trend sich seit der Corona-Krise noch verschärfte. Damit unterscheidet sich die Entwicklung in der zweitgrößten Stadt Sachsens nicht von anderen deutschen Großstädten, bei denen die Preisspirale für Wohnungen ebenfalls weiter steigt.
Die Gründe dafür hängen sowohl mit einer ungebrochenen Nachfrage als auch einem begrenzten Angebot zusammen. So ermöglichte die Rallye am Aktienmarkt und das Weiterarbeiten im Homeoffice vor allem Gutverdienern, sogar mit Gewinnen durch die Corona-Krise zu kommen. Bei weiterhin niedrigen Zinsen und hoher Inflation gelten die eigenen vier Wände für viele Menschen auch als Wertanlage, mit der man den steigenden Mieten entkommen will. Gleichzeitig wächst das Angebot selbst mit einem Höchststand an genehmigten Wohnungen in den größeren sächsischen Städten zu langsam, um die Nachfrage zu befriedigen. Neubauten müssen mit steigenden Baukosten und langen Genehmigungsverfahren kämpfen, wodurch die wenigen verfügbaren Immobilien immer teurer werden und dennoch für gutverdienende Käufer, die das Stadtleben bevorzugen, bezahlbar sind. Auf der Strecke bleiben jedoch Durchschnitts- oder Geringverdiener, für die eine Finanzierung der Stadtwohnung unmöglich wird.
Angesichts der immer höheren Kosten für Häuser oder Wohnungen hoffen viele potenzielle Käufer auf eine Immobilienblase, die in den nächsten Jahren platzt und zu niedrigeren Preisen führt. Trotz der deutlichen prozentualen Steigerungen gibt es allerdings wenig Anzeichen für sinkende Immobilienpreise. So werden Baugenehmigungen in großen Städten wie Dresden nur zögernd bewilligt, sodass eine Angebotsknappheit in der Landeshauptstadt entsteht.
Bisher ging der Blick von Käufern, die sich die Preise in Leipzig oder Dresden nicht leisten konnten, in die umliegenden Orte. Doch wie eine Auswertung des F+B-Wohn-Index durch das MDR zeigt, steigt auch das Preisniveau in den Nachbarorten rasant an. Im Vergleich zum Stand vor fünf Jahren sind Wohnungen in Pirna um 44 Prozent teurer, während die eigenen vier Wände in Meißen 33 Prozent mehr kosten. Der Grund für die rasanten Anstiege in den sächsischen Städten ist die unmittelbare Nähe zu Dresden, sodass kurze Anfahrtszeiten für Beruf oder Freizeit möglich sind. Zudem ist das Homeoffice seit Corona bei vielen Arbeitgebern zur ernstzunehmenden Alternative geworden und ist bei immer mehr Arbeitnehmern sogar ein wichtiges Kriterium bei der Wahl eines neuen Jobs. Wer nicht jeden Tag in die Firma pendeln muss, kann auch längere Entfernungen von Dresden oder Leipzig besser verkraften. Gleichzeitig liegen die Preise pro Quadratmeter in den Nachbarorten immer noch um mehr als 30 Prozent niedriger als in der Landeshauptstadt selbst. Gerade für Gering- oder Durchschnittsverdiener sind die Immobilien in den umliegenden Städten oft die einzige Möglichkeit, in die eigenen vier Wände zu ziehen und dennoch in der Nähe von Dresden zu bleiben.
Blickt man auf die Städte in Sachsen, bei denen die Preise für Wohnungen am meisten steigen, zeichnet sich ein klares Bild. Die Landflucht geht weiter und große Städte ziehen mit zahlreichen Optionen für Industrie oder Handel die Menschen an. Auch das Freizeitangebot in Dresden oder Leipzig bleibt für junge Menschen unschlagbar, sodass die eigene Wohnung oder das eigene Haus auf dem Land keine Alternative ist. Dabei ist die Nachfrage aufgrund von höheren Mietpreisen und niedrigen Zinsen für Kredite ungebrochen. Im Gegenzug wird das Angebot jedoch nicht weiter ausgebaut, sodass die Zahl der Neubauten die bestehende Nachfrage nicht befriedigen kann. Deshalb begann das Ausweichen auf Immobilien in den umliegenden Orten, was die Preise in der Umgebung von Dresden und Leipzig ebenfalls in die Höhe treibt. Vor allem für ein höheres Angebot von Wohnungen in Ballungsgebieten zeigen sich für die nahe Zukunft keine Indikatoren, dass die Städte genügend Neubauten genehmigen, um selbst eine sinkende Nachfrage zu befriedigen. Die Hoffnung auf das Platzen einer Immobilienblase kann deshalb zwar wahr werden, doch bisher gibt es kaum Anzeichen auf einen Preiseinbruch in den nächsten Jahren.