Die Entkriminalisierung von Cannabis und seine Entfernung aus dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) hat in unserem Land einerseits gesellschaftliche Diskussionen entfacht, anderseits aber auch für Patienten, zumindest in der Theorie, einen Weg zu alternativen Therapien eröffnet. Bereits die Legalisierung von „Cannabis für medizinische Zwecke“ im Jahr 2017 war ein erster Meilenstein, hauptsächlich für Patienten mit chronischen Erkrankungen.
Seit diesem Jahr ist der Zugang zu alternativen Heilmitteln durch eine erneute Anpassung der gesetzlichen Regelungen nochmals etwas vereinfacht worden. Ärzte müssen inzwischen beispielsweise auch keine Betäubungsmittelrezepte mehr ausstellen, um Cannabinoid-haltige Präparate verschreiben zu können. Trotz dieser Gesetzesänderung steht für viele Patienten weiterhin die Frage im Raum, woher sie überhaupt ein Rezept für eine alternative Therapie, wie beispielsweise auch ein Cannabis-Rezept bekommen können. Eines der allgemein bekannten Probleme dabei ist, dass Patienten vielerorts manchmal monatelang auf einen Termin bei einem Facharzt warten müssen. Vielleicht könnten sogar telemedizinische Angebote zukünftig diese Versorgungslücke ein Stück weit schließen und den Zugang zu Rezepten erleichtern.
Bis April 2024 war ein Betäubungsmittelrezept (BtM-Rezept) notwendig, um medizinisches Cannabis zu verschreiben. Das BtM-Rezept unterliegt strengen gesetzlichen Vorschriften und erfordert eine detaillierte Dokumentation seitens des Arztes. Die bürokratischen Hürden führten dazu, dass viele Ärzte diesen Aufwand in der Vergangenheit eher scheuten, Cannabispräparate zu verschreiben, obwohl es medizinisch indiziert war. Das stellte insbesondere für Patienten mit schwerwiegenden Krankheitsbildern eine zusätzliche Belastung dar.
Seit der Anpassung genügt ein reguläres Rezept wie es auch bei anderen verschreibungspflichtigen Medikamenten ausgestellt wird. Diese Änderung entlastet Ärzte und Apotheken gleichermaßen, da der administrative Aufwand fast gänzlich entfällt. Für Patienten bedeutet dies nicht nur eine schnellere Versorgung, sondern auch eine Normalisierung der Verschreibung von Cannabis als Medikament. Das reguläre Rezept sorgt dafür, dass Cannabis nicht mehr als „besondere Ausnahme“ wahrgenommen wird, sondern als gleichwertige Therapieoption.
Die Verschreibung von Cannabis erfolgt in der Regel durch den eigenen Hausarzt oder entsprechenden Fachärzten, die mit der Behandlung beispielsweise von chronischen Schmerzen, neurologischen Leiden oder Nebenwirkungen bei Krebstherapien vertraut sind. Allerdings ist immer eine umfassende medizinische Abklärung vor der Verordnung notwendig. Der behandelnde Arzt prüft in dem Zusammenhang meist erst, ob andere Therapien bereits ausgeschöpft wurden oder diese vom Patienten nicht vertragen wurden, bevor Cannabis als Behandlungsoption in Betracht gezogen wird.
Ein persönlicher Kontakt mit einem Arzt, der die Krankengeschichte des Patienten kennt, ist hierbei immer von großem Vorteil. Apotheken, die medizinisches Cannabis überhaupt im Sortiment führen, spielen ebenfalls eine Rolle für die Patienten, die solche eine Therapie wünschen. Doch neben der Bereitstellung dieser Produkte haben Apotheker dem Patienten gegenüber auch eine Beratungsdienstleistung, bspw. zu Dosierung und Anwendung der Präparate, zu erbringen, wo es aktuell wahrscheinlich nur einige wenige Apotheken gibt, die sich mit dieser Thematik schon ausreichend beschäftigt haben. Das sind nur einige Aspekte, welche in diesem Zusammenhang relevant sind.
Trotz der nachgebesserten gesetzlichen Rahmenbedingungen bleiben noch einige weitere Herausforderungen bestehen. Einige Ärzte zögern weiterhin, Cannabis zu verschreiben, sei es aus mangelnder Erfahrung, rechtlicher Unsicherheit oder persönlichen Vorbehalten gegenüber diesem Medikament und wie schon erwähnt, haben nur wenige Apotheken überhaupt ein gewisses Sortiment an Cannabis-Produkten im Angebot.
Die Telemedizin hat sich in den letzten Jahren als ein ganz neuer Baustein im Gesundheitswesen etabliert. Für Patienten, die sich eine Cannabis-Therapie wünschen oder diese dringen benötigen, bietet die Telemedizin vielleicht sogar die flexible Alternative zur traditionellen Versorgung über einen Fach- oder den Hausarzt. Eine der größten Herausforderungen bei der Verschreibung alternativer Therapien, ist die Suche nach Ärzten, die qualifiziert und gewillt sind, diese zu verschreiben. Telemedizinische Plattformen wie CanDoc schließen vielleicht sogar schon in naher Zukunft diese Angebotslücke, indem sie Patienten mit spezialisierten Ärzten konnekten, wobei hier ganz egal ist, in welcher Region dieser Arzt praktiziert, nur seine fachliche Expertise ist hier der Grund, dass solche telemedizinischen Portale, Patient und Facharzt zusammenführen. Diese verfügen über die gewünschten fundierten Kenntnisse und entsprechenden Therapie-Erfahrungen mit bspw. Cannabis als Medikament und bieten so wirklich auch eine vom Patienten erwartete gezielte Beratung an, die auf das individuelle Krankheitsbild und dessen Bedürfnisse abgestimmt ist.
Ein Vorteil der Telemedizin, ist die Möglichkeit, ärztliche Konsultationen bequem von zu Hause aus durchzuführen. Patienten müssen keine Anfahrtswege in Kauf nehmen oder lange Wartezeiten in einer Praxis einplanen. Stattdessen können sie per Video Telefonie ihre Beschwerden schildern und gemeinsam mit dem jeweiligen Arzt eine geeignete Therapie planen. Dies ist besonders für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder in ländlichen Gebieten von Vorteil.
Nach so einer ärztlichen online-Beratung stellt der Arzt ein digitales Rezept aus, welches meist direkt an spezialisierte Versandapotheken übermittelt wird und der Patient seine medizinische Lieferung einen Tag später schon zugestellt bekommt. Für den Patienten selbst wäre dies sehr komfortabel, denn es entfällt die Anfahrt zum Haus-/ Facharzt und noch nicht einmal der Weg zur Apotheke müsste geleistet werden. Zudem bietet Telemedizin ein hohes Maß an Diskretion. Trotzdem lässt sich bemerken, dass für viele Ärzte und Patienten das Thema, medizinisches Cannabis als Therapie einzusetzen, nach wie vor mit Vorurteilen behaftet ist.
Telemedizin ersetzt nicht den physischen Besuch in einer Arztpraxis
Trotz diverser Vorteile steht auch die Telemedizin vor Herausforderungen. Nicht alle Patienten sind mit aktuellen digitalen Technologien vertraut, was insbesondere unsere älteren Menschen betrifft. Zudem fehlt in der Telemedizin die Möglichkeiten zur körperlichen Untersuchung gänzlich, die in bestimmten Fällen aber unumstößlich notwendig sind. Dennoch bietet sie eine gewisse Entlastung in der klassischen medizinischen Versorgung der Bevölkerung und könnte das Potenzial dazu haben, den Zugang zu wichtigen Rezepten für Patienten zu beschleunigen und damit natürlich auch ungemein zu vereinfachen.
Die zunehmende Akzeptanz von Telemedizin und die fortschreitende Digitalisierung des Gesundheitswesens, trägt dazu bei, dass diese Form der Versorgung weiter an Bedeutung gewinnen wird. Mit technologischen Fortschritten könnten zukünftig auch hybride Modelle entstehen, die es schaffen könnten, den Komfort der Telemedizin mit den Vorzügen der klassischen Medizin verbindet.