Chemnitz – Einschlafen im Konzert gilt als Fauxpas, doch in diesem Fall ist es ausdrücklich gewünscht: Für ein Schlafkonzert werden am Wochenende im Straßenbahnmuseum Chemnitz Dutzende Hängematten aufgehangen.
Die Musik kommt von einem Trio um die Künstlerin Julia Buch. Die Musiker spielen speziell zu diesem Zweck komponierte Stücke. «Beim Hören von Musik passt der menschliche Körper Herzschlag und Atemfrequenz der Geschwindigkeit eines Liedes an», erklärt Buch, die in Mannheim Popmusikdesign studiert hat. Das machen sich die Musiker zunutze. Die Stücke seien so komponiert, dass Zuhörer in eine Phase der Tiefenentspannung geleitet würden. Entstanden sei die Idee vor mehr als zehn Jahren, erzählt die 32-Jährige – zunächst in Kooperation mit einer Krankenkasse für einen Präventionskurs gegen Beschwerden wie Bluthochdruck und Kopfschmerz. Inzwischen sind die Musiker regelmäßig mit ihrem Schlaf-Programm unterwegs und waren schon in Kirchen, im Panometer Leipzig und im Lichthaus Halle zu Gast. Allerdings sind sie damit nicht allein. So hat der Komponist Max Richter mit seinem Projekt «Sleep» einen Soundtrack für den Schlaf geschaffen und bei rund achtstündigen Schlafkonzerten aufgeführt. So lange müssen die Besucher in Chemnitz freilich nicht ausharren. Etwas länger als eine Stunde soll das Konzert dauern und den Gästen eine Auszeit im sonst oft hektischen Alltag bieten.
Das Konzert ist ein Partnerprojekt der Kulturhauptstadt Europas 2025. Denn das Areal des Museums – ein ehemaliges Depot für Straßenbahnen – soll dann zu einem Ort der Kultur und Begegnung werden. Als Garagen-Campus soll sich dort in verschiedenen Formen Themen wie Mobilität, Digitalisierung, Stadtentwicklung, Ernährung und Inklusion gewidmet werden. Doch in welcher Garderobe geht man ins Schlafkonzert? Abendkleid und Sakko oder Nachthemd und Schlafanzug? «Man muss nicht im Pyjama kommen», versichert Buch. Am besten eigne sich legere, bequeme Kleidung. Und auch Schnarchen sei bisher kaum ein Problem gewesen. «Und wenn es doch zu laut wird und jemanden stört, dann stupst man den Nachbarn einfach mal an.» (dpa)