Chemnitz- Nach der Schießerei in Halle ist die Stadt in einem Schockzustand. Ein Tag danach kommen immer mehr Informationen über die Tat ans Licht.
Der Täter hatte am Mittwochmittag versucht in eine Synagoge im Paulusviertel einzudringen. Genau am höchsten jüdischen Feiertag, dem Jom Kippur. Nachdem ihm das Eindringen, mittels Waffeneinsatz und Sprengsätzen, nicht gelungen war, hatte er auf offener Straße eine Frau erschossen. Unsere Kollegen von Halle TV haben vor Ort mit einem Augenzeugen geredet.
Im Anschluss fuhr der Täter zu einem Dönerladen in der Ludwig-Wucherer-Straße. Dort feuerte er ebenfalls mehrere Schüsse ab und erschoss dabei eine weitere Person. Ein junger Mann, der zum Tatzeitpunkt in dem Döner-Imbiss war, berichtet unseren Kollegen von Halle TV von seinen Erlebnissen. Seine komplette Tat dokumentiert der Täter mit einem Video und stellt dieses ins Netz. Als die Polizisten auf der Straße vor dem Imbiss halten, verschanzt sich der Täter hinter seinem Wagen und schießt auf die Polizisten. Ein Handyvideo zeigt den mutmaßlichen Täter. Ermittler gehen von einer rechtsextremistischen und antisemitischen Motivation der Tat aus.
Nun wird Kritik laut- besonders vom Zentralrat der deutschen Juden. Auch die jüdische Gemeinde in Halle beklagt fehlenden Polizeischutz an dem Tag. Hätte die Tat also verhindert werden können? Auf Twitter übte der Zentralrat schon gestern scharfe Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen an einem so bedeutenden Tag. Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel beschuldigt den demokratischen Rechtsstaat, der viel zu schwach gegen den Rechtsextremismus vorgehe. Bundesweit führte die Tat zu höheren Sicherheitsvorkehrungen vor Synagogen. Auch in Chemnitz gibt es seit gestern verstärkte Polizeipräsenz vor der Synagoge.
Dr. Ruth Röcher, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Chemnitz, bezog Stellung zu den Ereignissen:
„Die jüdische Gemeinde Chemnitz ist entsetzt und betroffen über den Anschlag auf die Synagoge in Halle. Zwei völlig unbeteiligten Menschen wurde das Leben genommen, unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und Familien der Opfer des Anschlags. Natürlich sind die Mitglieder der Gemeinde verunsichert. Die massive Polizeipräsenz an der Synagoge ab dem frühen Nachmittag hat viele Mitglieder beruhigt. Die jüdische Gemeinde in Chemnitz fühlt sich in Chemnitz sicher, wohl wissend, das es ein subjektives Gefühl ist. Der Anschlag zwingt uns aber, das Sicherheitskonzept für unsere Gemeinde in Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen neu zu überdenken.“
Morgen soll im Rahmen des Gottesdienstes zu Schabbat den Opfern gedacht werden. Auch Ministerpräsident Michael Kretschmer äußerte sich am Mittwoch zu dem Attentat. Mittlerweile ist bekannt- der Täter hatte den Anschlag offenbar geplant. Bei der Wohnungsdurchsuchung des mutmaßlichen Täters wurden Beweismittel sichergestellt. Die Ermittlungen dauern an.