
Dresdner Friedenspreis an Gerichtshof für Menschenrechte
Dresden – Bei einem Festakt in der Semperoper ist der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit dem Dresdner Friedenspreis geehrt worden.
Gerichtspräsident Marko Bošnjak aus Slowenien nahm den mit 10.000 Euro dotierten Preis entgegen. Die Verleihung wurde zugleich zu einer Würdigung für den gestorbenen FDP-Politiker Gerhart Baum, der eng mit dem Friedenspreis verbunden war und auch dieses Mal eine Rede halten wollte. Sie wurde bei der Feierstunde verlesen. Baum, der 92 Jahre alt wurde und als Kind die Luftangriffe in seiner Heimatstadt Dresden überlebte, rief in der Grußbotschaft zur Verteidigung der Demokratie auf. Die Lage sei ernst, Freiheitsfeinde versuchten, eine neue Weltordnung durchzusetzen, die die Menschenrechte nicht mehr respektiere. Überall in der Welt drohten Brände. «Die Menschheit entfernt sich von dem hellen Licht der Aufklärung in die Dunkelheit der Despotien.»
Die frühere FDP-Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hielt die Laudatio auf den Preisträger. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sei «oft die letzte Hoffnung für Verfolgte, Inhaftierte und Verurteilte in der eigenen Heimat». Menschenrechtsschutz brauche gerade heute starke Verfechter. Denn die Zahl der Rechtspopulisten, Anhänger autoritärer Strukturen und Verächter der liberalen Demokratie nehme zu. Der EGMR gehört zum Europarat und wurde 1959 in Straßburg errichtet. Er soll Menschen in den 46 Mitgliedsstaaten des Europarates vor der Verletzung ihrer Menschenrechte und Grundfreiheiten schützen. Bürger können sich ohne Anwalt an ihn wenden. Jährlich treffen bis zu 50.000 Beschwerden ein. «Die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen – zunehmender Autoritarismus, populistische Angriffe auf die Unabhängigkeit der Justiz, die Erosion demokratischer Normen – erinnern uns daran, dass der Kampf für Menschenrechte und Frieden ein permanenter Kampf ist», sagte Bošnjak in seiner Dankesrede.
Bei der Ehrung trat auch der Liedermacher Wolf Biermann auf. Die Jazzband Masaa formierte sich mit Musikerinnen und Musikern der Dresdner Philharmonie und der Sächsischen Staatskapelle zum Ensemble «Mediterrain». Die in Dresden geborene Schauspielerin Claudia Michelsen trug in Begleitung des Gitarristen Frank Fröhlich Friedenstexte von Erich Kästner vor. Der Friedenspreis wird seit 2010 an Persönlichkeiten vergeben, «die sich in besonderer Weise um Frieden und Völkerverständigung bemühen». Die Auszeichnung wird von der Klaus-Tschira-Stiftung gefördert. Bisherige Preisträger waren unter anderen Michail Gorbatschow, der Herzog von Kent und 2024 posthum der russische Aktivisten Alexej Nawalny. (dpa)