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Ida Paschmionka

Déjà-vu-Gefahr nach 3:0

Löw wie Nagelsmann: Leipziger Traumstart mit Zitterei

Leipzig - Zwei Siege zum Start: Das war erst einem Leipziger Trainer vor Zsolt Löw gelungen. Der Erfolg in Wolfsburg zeigt aber auch, dass die Mannschaft längst nicht gefestigt ist.

Zsolt Löw hatte schon ruhigere Abende erlebt.

«Für die Zuschauer war das ein richtig interessantes Fußballspiel. Für uns Trainer auf der Bank war das ein bisschen anstrengender»,

sagte der Trainer von RB Leipzig über das Gastspiel beim VfL Wolfsburg. Ein 3:2 und damit der erste Bundesliga-Auswärtssieg seit über vier Monaten standen am Ende auf der Habenseite. Doch der Weg dahin kostete massig Nerven.

Eigentlich war das Spiel nach gut 50 Minuten durch. Xavi Simons hatte aus der Distanz das 3:0 erzielt, die Tore davor waren auf seine und auf die Kappe von Loïs Openda gegangen. Leipzig hatte das Spiel im Griff, war effizient vor dem Tor, spielte die zuvor schon vier Spiele sieglosen Wolfsburger phasenweise her. Das Problem: 25 Minuten später hatte Wolfsburg zweimal getroffen und bei den RB-Kickern lagen die Nerven blank.

Gedanken an Bochum

Die Gedanken schweiften in den Januar, als man in Bochum einen solch gewaltigen Vorsprung noch hergab und am Ende nur Unentschieden spielte.

«Da geht sehr viel durch die Köpfe, denn wir haben schon einmal ein 3:0 verspielt in dieser Saison»,

sagte Torwart Peter Gulacsi. Der 34-Jährige - bester Mann auf dem Platz - verhinderte mit seinen Paraden mehrmals den Ausgleich.

«Am Ende haben wir es irgendwie nach Hause gebracht»,

sagte Gulacsi. Ein zweites Mal binnen so kurzer Zeit eine solche Führung zu verspielen, hätte der aktuell labilen Leipziger Mannschaft wohl nachhaltig geschadet und Löw vor eine gewaltige Aufgabe gestellt. Mindestens aber kurzfristig bei der Jagd auf den zur Champions League berechtigenden vierten Platz.

Dort steht man nun, da die auf der Zielgeraden schwächelnden Mainzer erneut nicht gewannen. Rätselhaft bleibt dennoch, warum RB immer wieder Spiele aus der Hand gibt.

«Wir haben das in dieser Saison schon öfter erlebt, dass wir die Kontrolle und den Spielrhythmus irgendwie verloren haben»,

meinte Gulacsi.

Fokus auf Kiel

Einen Erklärungsansatz hatten weder der ungarische Nationalspieler noch sein Trainer. Löw hatte ohnehin einen anderen Fokus.

«Unsere Aufgabe ist jetzt, das Gute aufzuarbeiten und nächste Woche den Jungs zu zeigen, was gut war und was wir noch besser machen können»,

sagte der 45-Jährige.

Fakt ist, auf der Jagd nach Platz vier hat Leipzig nun wieder alle Trümpfe in der Hand - und das war vor drei Wochen alles andere als absehbar. Doch der Start von Löw mit zwei Siegen und die Schwächen der Konkurrenz drehten das Bild komplett. Übrigens: Mit zwei Erfolgen war in der Bundesliga vor Löw nur Julian Nagelsmann in seine Leipziger Amtszeit gestartet. Ein dritter Sieg für Löw gegen Schlusslicht Kiel am Samstag dürfte fest eingeplant sein.

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