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      Neben dem Blick in die Vergangenheit vermittelt die Ausstellung ganz konkrete Tipps zum Thema Nachhaltigkeit

      Carlowitz - Ausstellung in Chemnitz: Wallfahrtstätte der Nachhaltigkeit im Fokus 

      Chemnitz- Klein, aber bedeutend: Inmitten alter Mauern wird in Chemnitz ein Zukunftsthema neu erzählt. Die Burg Oberrabenstein, sonst eher für mittelalterliches Flair bekannt, wird im Kulturhauptstadtjahr 2025 zum Schauplatz einer Ausstellung, die den Bogen vom historischen Denken zum globalen Handeln spannt. Wer glaubt, Nachhaltigkeit sei ein moderner Begriff, wird in dem alten Gemäuer eines Besseren belehrt. 

      Sie gilt als die kleinste mittelalterliche Burg Sachsens. Um 1100 entstanden, zählt die im Chemnitzer Stadtteil Oberrabenstein gelegene Burg Oberrabenstein zu den ältesten – zumindest teilweise erhaltenen – Gebäuden der Stadt. Das Gemäuer birgt allerdings noch eine andere Geschichte, die heute aktueller denn je ist. Ab dem 16. Jahrhundert war die Burg Sitz der Familie von Carlowitz. Deren bekanntester Spross, Hans Carl von Carlowitz, gilt als Vater des Nachhaltigkeitsgedankens. Dem königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Kammer- und Bergrat sowie Oberberghauptmann des Erzgebirges fiel während einer Europareise im 17. Jahrhundert auf, wie knapp der Rohstoff Holz zur damaligen Zeit war. Seine Erkenntnisse hielt Carlowitz in der sogenannten Sylvicultura oeconomica fest – dem ersten eigenständigen Werk über Forstwirtschaft. Und in eben jenem Buch taucht zum ersten Mal der Begriff „Nachhalten“ auf. Mehrere kleine Ausstellungen haben sich in der Vergangenheit bereits mit dem Leben und Wirken des Begründers des Nachhaltigkeitsbegriffs befasst. Im Kulturhauptstadtjahr 2025 wurde das bisherige Konzept allerdings grundlegend überarbeitet – und buchstäblich über den Haufen geworfen. Für Dr. Dieter Füsslein, Vorstandsvorsitzender der Carlowitz-Gesellschaft in Chemnitz, ein logischer Schritt. Denn das Thema spiele – auch wenn es momentan nicht so scheine – weiterhin eine große Rolle, auch in der Politik.
      Wie weit dieses Weiterdenken reicht, wird an einem mittig in der Ausstellung platzierten runden Tisch deutlich: In 17 Feldern werden dort die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen mit den Ansichten von Carlowitz in Verbindung gebracht. Diese treffen, vor 300 Jahren formuliert, auch heute noch mit erstaunlicher Genauigkeit den Nagel auf den Kopf.
      Und genau dieser wird auch von den Besuchern benötigt: Neben dem Blick in die Vergangenheit vermittelt die Ausstellung ganz konkrete Tipps zum Thema Nachhaltigkeit – Anregungen, die jeder für sich selbst umsetzen kann.
      Die Ausstellungsmacher hätten viele andere Möglichkeiten gehabt, das Leben und Wirken von Carlowitz zu porträtieren. Dass es nun so gekommen ist, hängt auch mit der aktuellen Weltpolitik zusammen, die sich – so scheint es – zunehmend vom Thema Nachhaltigkeit entfernt. Aus Sicht von Dr. Dieter Füsslein ein Weg, der zwangsläufig in einer Sackgasse endet.
      Die Schau auf Burg Rabenstein soll allerdings nicht das Ende der Fahnenstange sein. Wenn es nach Florence Thurmes, Generaldirektorin der Chemnitzer Kunstsammlungen – und damit gewissermaßen auch Burgherrin der wohl kleinsten Ausstellungsräume des Chemnitzer Kunstbetriebs – geht, sollen die Besucher aktiv mitgestalten. Sie können vor Ort ihre Wünsche äußern und werden so selbst ein Stück weit zu Ausstellungsmachern.
      Wer die „Wallfahrtsstätte der Nachhaltigkeit“ besuchen möchte, muss sich noch etwas gedulden: Die Schau öffnet erst am 1. Mai ihre Türen. Ab dann haben Besucherinnen und Besucher rund fünf Monate Zeit, die Ausstellung zu erleben. Schluss ist am 31. Oktober – und das aus klimatischen Gründen. Denn eine Heizung, womöglich sogar eine nachhaltige, ist bis heute nicht in der Burg installiert.
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