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Oliver Volk

Präsident der Handwerkskammer kritisiert Verkehrsinfrastruktur

Dresden - Die Handwerkskammer Dresden hat am Dienstag die Herbstkonjunkturanalyse des ostsächsischen Handwerks vorgestellt. Dafür wurden rund 3.700 Betriebe befragt. Mit einem Geschäftsklima von 121 Punkten ist das Vorkrisenniveau (130 Punkte) zwar noch nicht erreicht, jedoch zeigt sich im Vorjahresvergleich (115 Punkte) eine wirtschaftliche Belebung. Ein Sorgenpunkt für die Zukunft ist aber nicht nur Corona, sondern auch die Verkehrsinfrastruktur.

Die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft beschäftigten auch das ostsächsische Handwerk weiterhin. Dabei ist aber eine leichte Erholung zu verzeichnen. Das belegt die aktuelle Herbstkonjunkturanalyse der Handwerkskammer Dresden. Dies liegt insbesondere an der positiven Bewertung der aktuellen Lage, während die verhaltenen Erwartungen dämpfend wirken.

Gerade mit Blick auf die gedämpfte Erwartungshaltung der Betriebe an die nächsten Monate mahnt Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden: „Genau hier müssen wir ansetzen: Damit die Betriebe wieder optimistischer gestimmt in die Zukunft schauen, muss an verschiedenen Stellschrauben gedreht werden – auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene.“ Die Handwerkskammer Dresden hat dabei die folgenden Punkte im Blick:

  • Das Handwerk braucht eine Rückkehr zur Normalität und die damit verbundene Planungssicherheit. Ein Leben im Vier-Wochen-Verordnungs-Rhythmus ist keine Zukunftsperspektive. Gerade Branchen wie das Handwerk für den persönlichen Bedarf müssen gestärkt werden.
  • Das Handwerk braucht eine entsprechende Förderkulisse. Wer in die Zukunft investieren möchte, darf nicht ausgebremst werden, weil die Landesregierung es nicht schafft, neue Investitionsprogramme aufzulegen.
  • Das Handwerk braucht eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur. Sie ist Grundvoraussetzung jeder erfolgreichen wirtschaftlichen Betätigung. Die Handwerker sind darauf angewiesen, ihre eigenen Fahrzeuge für die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung, für Fahrten zu Serviceeinsätzen oder zu Baustellen sowie für den Transport von Arbeitsmaterialien flexibel nutzen zu können.

„Große Infrastrukturprojekte dauern im Freistaat und auch in Deutschland zu lang“, stellt Jörg Dittrich fest. „Straßenschäden, Schlaglöcher und zum Teil sogar Brückensperrungen sprechen zudem eine deutliche Sprache, und zeigen woran es im Bereich der Verkehrsinfrastruktur hakt“, so der Präsident der Handwerkskammer Dresden. „Für das Handwerk ist eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur oft Geschäftsgrundlage, weshalb wir eine wirtschaftsfördernde Mobilität brauchen.“ Angesichts des aufgestauten erheblichen Defizits in diesem Bereich muss eine längere und finanziell gesicherte Perspektive des Infrastrukturbaus gewährleistet werden. Wenn dies geschieht, hat dies auch einen weiteren positiven Nebeneffekt: Unter diesen Voraussetzungen ist dann auch ein nachhaltiger Kapazitätsaufbau der Bauwirtschaft möglich. Zudem gewinnt so der Erhalt der bestehenden Infrastruktur noch einmal an Priorität und wird gesichert.

Die Handwerkskammer Dresden macht sich stark

  • für einen zügigen Ausbau der Bundesautobahn A4 und der zügigeren Realisierung weiterer Infrastrukturprojekte wie z. B. der B178n, die die Region Zittau/Löbau mit der A4 verbinden soll, sowie die B169 als Anbindung der Region Riesa/Großenhain an das Autobahnnetz,
  • für eine stärkere Verlagerung des Schwerlastverkehrs auf die Schiene, um die Straße zu entlasten,
  • gegen weitere finanzielle Belastungen der Wirtschaft, etwa durch eine Anhebung der Kfz-Steuer,
  • für die Einführung einer nutzerfreundlichen und zeitgemäßen Regelung zum Handwerkerparken in der Landeshauptstadt Dresden.

 

Weitere Ergebnisse der Herbstkonjunkturanalyse:

61 Prozent der Betriebe bewerten ihre derzeitige Geschäftslage als gut – ein Plus von neun Prozentpunkten im Vorjahresvergleich –, lediglich acht Prozent als schlecht. Für das kommende Quartal erwarten drei Viertel der Betriebe eine gleichbleibende Geschäftslage. Rund15 Prozent gehen von einer Verschlechterung und nur zehn Prozent von einer Verbesserung aus. Damit ist von einer leichten wirtschaftlichen Abkühlung im letzten Quartal auszugehen.

Mit einer mittleren Betriebsauslastung von 89 Prozent wird ebenfalls fast das Vorkrisenniveau erreicht. Über die Hälfte der Betriebe meldet eine Kapazitätsauslastung von 100 Prozent und höher. Allerdings gibt es auch hier wieder deutliche Branchenunterschiede. Drei Viertel der Betriebe melden eine gleichgebliebene Beschäftigtenzahl. Im kommenden Quartal planen 87 Prozent der Befragten keine personellen Änderungen.

Bereits seit mehreren Monaten sind auf zahlreichen, den Handwerksbetrieben vorgelagerten, Märkten signifikante Preissteigerungen zu beobachten. Als Konsequenz melden 82 Prozent der Betriebe Einkaufspreissteigerungen. Eine Entspannung scheint vorerst nicht in Sicht. 79 Prozent erwarten weitere Preissteigerungen im letzten Quartal. Um die gestiegenen Einkaufspreise kompensieren zu können, werden die Betriebe nicht umhin kommen, ihrerseits die Preise für die Kunden anzuheben.

Im dritten Quartal 2021 haben 46 Prozent der Betriebe durchschnittlich 20.000 Euro investiert – 15.000 Euro weniger als im Vorjahresvergleich. Nicht nur Materialpreissteigerungen und Lieferengpässe, die sich auf die Planungssicherheit und Liquidität der Betriebe auswirken, führen zu einer Investitionszurückhaltung. Auch der Freistaat hat daran seinen Anteil durch das Auslaufen bzw. den Antragsstopp für zahlreiche Förderprogramme.

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Quelle: Handwerkskammer Dresden

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