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Leipzig

Bundesweiter Protest: Tausende demonstrieren für queere Rechte

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Jonas Juckeland
Leipg - CSD-Demo kurz vor der Bundestagswahl

Leipzig, 15. Februar 2025 – Klare Worte, bunte Flaggen und ein lauter Appell: „Unsere Demokratie verteidigt sich nicht von selbst!“ – Mit diesem eindringlichen Ruf versammelten sich heute tausende Menschen  fünf Minuten vor um zwölf in Leipzig, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus, Populismus und Queerfeindlichkeit zu setzen. Die Demonstration war Teil eines bundesweiten Aktionstags, organisiert von zahlreichen CSD-Vereinen. Ihr Ziel: Eine klare Botschaft an alle, die am 23. Februar zur Wahl gehen.

„Nicht auf dem Sofa sitzen bleiben!“

Es ist kalt, aber die Stimmung ist kämpferisch. Von der Innenstadt bis zum Augustusplatz wehen Regenbogenfahnen, Transparente mit Slogans wie „Demokratie verteidigen – jetzt!“ und „Kein Zurück ins Gestern!“ sind überall zu sehen. Menschen unterschiedlichster Altersgruppen und Hintergründe sind gekommen, um ihre Sorgen, aber auch ihre Entschlossenheit sichtbar zu machen.

„Ich habe Angst, dass unsere Rechte wieder genommen werden. Die Stimmung im Land kippt, und es wird Zeit, dass wir dagegenhalten!“, sagen Demonstrierende gegenüber SACHSEN FERNSEHEN-Reporter Jonas Juckeland. Wir konnten mit einigen Teilnehmenden über ihre Beweggründe sprechen – doch schnell wurde deutlich: Nicht alle wollen oder können offen vor der Kamera sprechen.

„Offen vor der Kamera ins Gespräch zu kommen, das war allerdings für uns schwierig, da viele queere Menschen nicht offen vor der Kamera sprechen wollten – aus Angst vor Anfeindungen“, so Reporter Juckeland. Die Sorge vor Hasskommentaren oder gar Bedrohungen sei real und zeige, wie angespannt die gesellschaftliche Lage für queere Menschen, People of Color und andere Minderheiten aktuell ist, so Vertreter des CSD Leipzig e.V., der die Kundgebung mit anschließender Demonstration durch Leipzigs Innenstadt organisiert hat.

Ein Wahlkampf, der Sorgen bereitet

In wenigen Tagen wird in Deutschland gewählt, und nie zuvor war die Angst vor einem Rechtsruck so groß. Besonders drastische Aktionen wie sogenannte „Abschiebetickets“, die in Briefkästen gefunden wurden, sorgen für Empörung. Doch auch abseits der extremen Parteien gibt es Befürchtungen: Einige konservative Kräfte haben angekündigt, das Selbstbestimmungsgesetz zurückzunehmen – ein schwerer Schlag für die queere Community.

„Es geht hier um nichts Geringeres als unsere Zukunft“, ruft eine Rednerin ins Mikrofon. „Wir müssen sichtbar sein, laut sein und unsere Demokratie verteidigen – nicht nur heute, sondern auch an der Wahlurne!“

Ein starkes Zeichen – reicht es?

Der heutige Protest hat eines bewiesen: Der Widerstand gegen rückwärtsgewandte Politik ist auch in Leipzig groß. Doch reicht das? Die wahre Entscheidung fällt am 23. Februar – an der Wahlurne.

Denn Demokratie ist kein Selbstläufer. Und Leipzigs queere Community hat heute gezeigt: "Es ist 5 vor 12", so sagen sie. 

Was bedeuet der Begriff "queer"?

"Queere Menschen" ist ein Sammelbegriff für Personen, die nicht heterosexuell und/oder nicht cisgeschlechtlich sind. Der Begriff „queer“ umfasst also verschiedene sexuelle Orientierungen (z. B. lesbisch, schwul, bisexuell, pansexuell) und Geschlechtsidentitäten (z. B. trans, nicht-binär, genderfluid).

Früher wurde „queer“ als abwertendes Schimpfwort benutzt, aber die LGBTQ+ Community hat es sich zurückerobert und positiv besetzt. Heute steht es für Vielfalt und die Ablehnung von starren Geschlechter- und Sexualitätsnormen. Manche nutzen es auch als Selbstbezeichnung, wenn sie sich nicht in klassische Kategorien einordnen wollen.

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